april-mai 2003

editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Wer in den vergangenen Wochen die Landesgrenze mit dem Pkw passiert hat, wurde von großflächigen Plakaten begrüßt: „Sportland Salzburg“ leuchtet es von den aufwändigen Postern. Das Sujet entspricht offensichtlich dem politischen Willen von Landes- und Stadtregierung: „Sport sticht Kultur“, haben die „Salzburger Nachrichten“ treffend getitelt.

Millionen von Euro wurden für den Bau eines Fußballstadions verplempert, obwohl damit das Ensemble des „Barockjuwels“ Schloss Klessheim arg in Mitleidenschaft gezogen wird; obwohl der Betonklotz für die Europameisterschaften gleich wieder umgebaut werden muss; obwohl die einst so renommierte Kunstuniversität Mozarteum noch immer in einem Einkaufszentrum ihr Dasein fristet; obwohl, obwohl, obwohl ...

Bei Salzburgs Olympia-Bewerbung fielen überhaupt alle Schamgrenzen. Ungeniert bediente sich die Stadt bei jenen Rücklagen, die für Hans Holleins „Museum im Berg“ reserviert gewesen wären. Mit der Umschichtung von elf Millionen Euro ist eines der kulturell spannendsten Projekte der letzten Jahrzehnte und aus Sicht der Fremdenverkehrswirtschaft eines der nachhaltigsten Vorhaben endgültig den Bach runter. Statt dessen hofft man auf olympische Winterspiele 2010. Obwohl diese – mangels Bundeshaftung – ein unbegrenztes und ein unbegrenzbares finanzielles Risiko darstellen; obwohl die Kulturstadt mit dem Sport-Event werbetechnisch völlig falsch platziert wird; obwohl, obwohl, obwohl ...

red.