februar-märz 2003

Doc Holliday
zu gast

Dub Syndicate

Am 10. Dezember 2002 gastierte das legendäre Dub Syndicate in der ARGEkultur – ohne die von anderen namhaften Bands bekannten Musiker (wie Doug Wimbish, Skip Mc Donald, Errol „Flabba“ Holt, Earl „Chinna“ Smith oder Bingy Bunny). Ein Umstand, der aber ob der Souveränität des aktuellen Tour-Line-Ups an diesem Abend nicht weiter auffiel. Gehört doch etwa Gitarrist Vince Black immer wieder zu den Bands von Ziggy Marley oder Andrew Tosh. Zudem spielte er auch für Black Uhuru, Dennis Brown oder die Wailing Souls. Der Pianist Paul Crossdale arbeitet ansonsten mit Luciano. Den Bass zupfte Delroy Cooper, und Keyboards sowie Sampler bediente Allen Adiri. Selbstverständlich mit von der Partie war Schlagzeuger und Syndicate-Mastermind Style Scott, der zweifelsohne zu den wichtigsten lebenden Reggae-Musikern gehört. Als Trommler der Roots Radics, der führenden jamaikanischen Begleitband, spielte er mit Gregory Isaacs, Barrington Levy, Bunny Wailer, Israel Vibration, Yellowman und vielen anderen Meistern des Genres. „Um eine konstante Tour-Band zu halten, dazu verdienen wir nicht genug.“ In Jamaika würden die meisten Musiker noch heute sehr schlecht behandelt. Das Wichtigste aber sei, so Scott weiter, dass man seine Musiker fair und gerecht behandle.

Das Fehlen des Londoner Produzenten und Live-Mixer Adrian Sherwood, der vor drei Jahren mit House Of Dub die ARGE beehrt hatte, veranlasste zur Spekulation, ob dies etwas mit dem damals (also 1999) schwelenden Streit zwischen den beiden Musikern zu tun habe. Freundlich wie immer, aber auch entschieden verneint Scott. „Adrian und ich, wir sind und bleiben Brüder. Seit Ende der 70er Jahre – noch zu Lebzeiten des legendären Prince Far I – arbeiten wir zusammen und verdanken uns gegenseitig viel. Und heute trage ich sogar seine Jacke, die hat er mir gegen die kontinentaleuropäische Kälte mitgegeben.“ Freilich räumt Style ein, dass Soundtüftler Sherwood Backing Tracks der Roots Radics für andere Künstler seines On-U Sound-Labels verwendet hat, ohne um „Erlaubnis“ zu fragen. „Da wollte er wohl Telefonkosten sparen. Jamaika ist weit weg“, das Grinsen in Scotts Gesicht wird noch breiter, „aber ich bin ein sehr toleranter Mensch, und ich weiß, Adrian will mich nicht verletzen. Solche Brücken bricht man nicht ab“. Inzwischen haben die beiden ihre Arbeitsbeziehung in einem Vertrag geregelt, und 2003 soll eine neue LP erscheinen, Sherwood hat bereits einige Tracks gemixt. Der Syndicate-Boss freut sich auch über die Präsenz von Dub(-stilistiken) im zeitgenössischen Dancefloor. „Das ist gut für die Reggae-Musik, die ich mache.“ Was er und seine Gang sodann gleich beim sehr gelungenen Konzert zu beweisen wussten.