februar-märz 2003

Rainer Springenschmid

Medienstandort Salzburg

Serie: Diagnose Salzburg

Zu Medien in Salzburg fällt mir zunächst auf, daß mir nicht viel dazu einfällt. In meiner Salzburger Zeit habe ich mich mit den lokalen Medien eigentlich nie wirklich beschäftigt. Gelesen habe ich Münchner und Wiener Zeitungen, gehört habe ich FM4. Im Fernsehen: Zeit im Bild, Tagesschau, Fußball, amerikanische Serien. Nichts wirklich Salzburgerisches. Lokalinformationen, natürlich, bekam man im »kunstfehler«, im „Salzburger Fenster“ oder im Lokalteil der SN. Aber sonst?

Auch heute spielen Medien aus Salzburg in meinem Leben eigentlich so gut wie keine Rolle. Offensichtlich reichen die Salzburger Medien nicht weit über die Stadt- bzw. Landesgrenzen hinaus. Auch wenn die „Salzburger Nachrichten“ vor Jahren bereits ihr Konzept einer österreich-relevanten Tageszeitung umsetzten, auch wenn der Politikteil durchaus Niveau hat: hier in Wien sind die SN so gut wie gar nicht präsent und – in einer Stadt mit fünf eigenen Tageszeitungen – ehrlich gesagt auch entbehrlich.

Dasselbe gilt naturgemäß auch für die meisten Lokalmedien. Auch von subnet und von der Radiofabrik habe ich lediglich mit Freuden vernommen, dass es sie gibt. Das ist immerhin sehr positiv, auch wenn es sich außerhalb der Stadt natürlich nur im Image bemerkbar macht. Warum es der »kunstfehler« nie versucht oder geschafft hat, sich als Kulturmedium auch außerhalb des Salzburger Raumes zu positionieren, ist mir nach wie vor ein Rätsel.

Etwas anders sieht es außerhalb der klassischen Medien aus. Schon als ich noch in Salzburg gewohnt habe, hatte sich in der Stadt so etwas wie eine Video- und Medienkunstszene zu etablieren begonnen. Videos und Kurzfilme entstanden rund um den Audiovisionsschwerpunkt des Instituts für Publizistik und die FH für Mediendesign im Techno-Z. Aktion Film, Studio West, Galerie 5020 und andere schienen der Szene eine Heimat geben zu können. Dass es diese Szene immer noch gibt und dass sie offensichtlich immer noch Nachwuchs aus den Ausbildungsstätten erhält, ist erfreulich und ein Qualitätsmerkmal für den Ausbildungsstandort Salzburg.

Vom Output merkt man allerdings in Rest-Österreich nicht viel. Offensichtlich finden sich in Stadt und Land selbst kaum Möglichkeiten, sich z. B. in der Film- und Videobranche in Salzburg über den semi-professionellen Bereich hinaus weiter zu entwickeln. Wie kann es sonst sein, dass außer den folkloristischen Peinlichkeiten eines Reinhard Schwabenitzky filmisch so gut wie gar nichts aus Salzburg kommt? Vielleicht liegt es auch daran, dass es seit dem Ende des „Gegenlicht“ in Salzburg keine Orte gibt, wo Produziertes auch adäquat vorgeführt werden kann. Das Kino muss sich seiner Möglichkeiten gemäß auf das Vorführen von Filmen beschränken, die ARGE-Videoreihen lassen sich in der Mehrzweckhalle Nonntal eben auch nur bedingt umsetzen.

Noch Mitte der Neunziger Jahre war der „Medienstandort Salzburg“ in einer Art Gründerzeiteuphorie rund um das Techno-Z aus jedem Politikermund geflossen. Heute hört man von der Politik in diesem Zusammenhang eigentlich nur von Kürzungen. Bei der eh schon miserabel ausgestatteten Filmförderung in Österreich drängt das natürlich die ambitionierten Filmschaffenden wie eine Druckwelle aus der Stadt.

Rainer Springenschmid ist Mitarbeiter beim Radiosender FM 4 und lebte zwischen 1988 und 1991 sowie 1993 und 1998 in Salzburg