februar-märz 2003

Georg Wimmer

Gedränge im Äther

Die Medienkonzentration in Salzburg schreitet weiter voran. Doch auch die Radiofabrik hat nach einem Jahr Tagesbetrieb Expansionsgelüste

Es war diese sehr österreichische Art der Entscheidungsfindung: Als die Rundfunkbehörde im Jahr 2001 die bis dato letzte Radiolizenz für die Stadt Salzburg vergab, erklärte sie, die Bewerberinnen mögen sich doch selber einigen. Falls keine Lösung zustande käme, würde niemand die Frequenz erhalten. Notgedrungen einigte sich die Radiofabrik also mit ihrer größten Konkurrentin – der Objekt-Werbung – über die Verteilung von Sendezeit und bildete eine so genannte Anbietergemeinschaft. Deren einziger Zweck war der Ankauf und Betrieb einer gemeinsamen Sendeanlage auf dem Plainberg. In der Programmgestaltung wurde strikte Eigenständigkeit der beiden Partnerinnen vereinbart.

Die Radiofabrik sicherte sich zudem ein vertraglich festgelegtes Vorkaufsrecht sowohl auf den Sender, als auch auf die andere Hälfte der Frequenz 107,5 – und wurde belächelt. Denn schließlich wälzte die Objekt-Werbung selber große Pläne mit ihrem City-Radio. Der vermeintliche Clou daran: City-Radio wird in den Stadtbussen ausgestrahlt. Das Projekt sollte pro Jahr nicht weniger als 20 Millionen Schilling Umsatz einspielen, geriet aber zum totalen Flop. Nach nur einem Jahr schrieb City-Radio so fette Verluste, dass die Stammbelegschaft gekündigt werden musste. Und während die Salzburg AG, als Mehrheitseigentümerin der Objektwerbung, nicht recht weiß, wie sie die leidige Geschichte zu Ende bringen soll, hat die Radiofabrik bereits bei der Salzburg AG um Überlassung von mehr Sendezeit angefragt. Eine Antwort steht noch aus.

Der Fall City-Radio zeigt, wie dünn die Luft für Betreiber von Privatradios geworden ist. Sechs Jahre nachdem in Österreich erstmals Radiofrequenzen an Private vergeben wurden, fehlt von der angepeilten Vielfalt im Äther jede Spur. Die meisten Sender klingen zum Verwechseln ähnlich, selbst dann, wenn sie gerade wieder einmal den Besitzer gewechselt haben. Oder erinnert sich noch jemand an Radio Arabella? Oder an Radio Melody?

Unübersehbar sind Konzentrationsprozesse, die der Gesetzgeber eigentlich verhindern wollte. Vor allem die Krone ist auf dem besten Weg, eine österreichweite Sendekette zu etablieren. Nur in Salzburg spießt es sich. Die Krone könnte sogar ihre Stammfrequenz für die Stadt (94,0 Mhz) verlieren. Denn die Behörde meint, sie besitze im Tennengau eine einwandfreie Frequenz, die auch in die Stadt reiche. Derzeit liegt der Fall beim Verfassungsgerichtshof, und es darf gerätselt werden, welchen lokalen Sender die Krone im Fall des Falles schlucken könnte. Am Markt sind de facto Antenne Salzburg sowie Welle 1. Wobei zwischen Welle 1 und Krone-Hitradio offenbar die besseren Kontakte bestehen. So handelte sich Welle-Chef Stephan Prähauser jun. zuletzt einen Rüffel des Rundfunkbeirates ein, weil er laut Zeitungsmeldungen nicht nur in seinem Unternehmen, sondern zugleich auch bei Krone-Hitradio als Geschäftsführer fungierte. Was Prähauser jun. freilich dementiert hat. Der Rundfunkbeirat äußerte überdies Bedenken, dass mögliche „Synergien“ zwischen Krone Hit und Welle 1 dazu führen, dass zwei lokale Sender für verschiedene Zielgruppen unter dem Dach der Mediaprint vereint werden könnten.

Für die Radiofabrik zeigt die Situation auf dem Radiomarkt klar, dass Salzburg mehr denn je eine freien Sender braucht. Das Angebot, selbst zu senden, wird reichlich genutzt. On air gehen derzeit nicht nur etablierte Kulturstätten wie Literaturhaus, Rockhouse, E-Bühne, Toihaus oder ARGE Kulturgelände, sondern auch Frauen- und Jugendorganisationen sowie mehr als 200 ehrenamtliche RadiomacherInnen. Ihnen allen ist klar, dass eine halbe Frequenz für den Freien Rundfunk Salzburg nie genug sein kann.