februar-märz 2003

Doc Holliday
kommentar

„Rock’n’Roll Is Here To Stay“

„Rock Is Back“, so lautet eines der dümmsten und lächerlichsten Schlagwörter des letzten Jahres. Einmal mehr trommelte die Musikindustrie ihre Claqueure in den Medien zusammen und entfachte einen ausgewachsenen Hype. Ja wo war denn der Rock in den letzten knapp zehn Jahren? Auf dem Abort? Oder im Fitnessstudio? Etwa schon auf dem Totenbett? Eher in den Probekellern – wenn man die „erneute“ Niederkunft des Rock in Gestalt der vielen jungen, punkigen, hart rockenden Bands, die von diesem Hype profitieren könnten, zum Maßstab nimmt. Dass der Rock in Wirklichkeit aber nie verschwunden, auch nie bloß schaler Aufguss war, soll hier schon noch einmal erwähnt werden. Es stellt sich die Frage, wo die selbst ernannten Zeitgeistwächter die letzten Jahre verschlafen haben, damit ihnen Namen wie Unida, Queens Of The Stone Age, Gluecifer, Turbonegro, Rocket From The Crypt, Nebula, Rock’n’Roll Outlaw, Mars Volta oder Acid Mothers Temple, um nur einige aus der Abteilung Hard & Heavy zu nennen, entgangen sind.

Dem offenbar gesteigerten Bedürfnis des Publikums nach Rock kommt ab 2003 auch die ARGE wieder nach. Im Zuge der Neustrukturierung der ARGE Salzburg gibt es jetzt vier Hauptschienen: Medienkunst, Performance, DJ- und Live-Musik (ARGE in Concert). Letztere besteht aus Jazz im Nonntal und dem Club Afficionado, der in Zukunft nicht nur wie gewohnt Elektronik, Dancefloor- und Lounge-Acts auf die Bühne stellen, sondern die explodierenden Probekeller und Garagen nach brauchbaren Resten durchforsten wird. Kleine, kaum bekannte Bands sollen präsentiert werden, so am 9. Februar The Immortal Lee County Killers: ein „real punk blues“-Duo aus Alabama, das mit der dreckigsten (für Poststrukturalisten: dekonstruiertesten) Version des Muddy-Waters-Klassikers „Rolling Stone“ aufwarten kann. Die Combo steht in der Tradition von Pussy Galore, Jon Spencer Blues Explosion, Soledad Brothers oder The White Stripes. Genialer Lärm, der einen wie ein Stromschlag trifft. Kein Wunder, dass BBC-DJ-Legende John Peel die ILCK im Jänner zu einer seiner Radio-Sessions geladen hat. Noch mehr Viagra für die Ohrwascheln gibt es am 2. 3. Dann geben sich die 77er Ur-Punks The Vibrators die Ehre. Bandgründer Knox kommt noch aus der R&B/Pub-Rock-Szene, ein Veteran, der jüngst mit seiner Combo den Flamin-Groovies-Hadern „Shake Some Action“ coverte. Das passende Motto nicht nur für diesen Abend.