februar-märz 2003

Thomas Randisek
grausame orte

„Zum Pomeranzenscheißen“ © W. A. Mozart

Käme hier der Feng-Shui-Berater vorbei – selten hätte ein Mensch mehr Trost gebraucht! Immerhin könnten ihn eine erkleckliche Zahl von rund 2100 Personen – Studierende wie Lehrpersonal – zu trösten versuchen. Der grausame Orten diesmal: Ein internationales Aushängeschild, die Universität Mozarteum.

Die Situation ist – wie Mozart in völlig anderem Zusammenhang feststellte – „Zum Pomeranzenscheißen“. Auf neun Orte aufgeteilt, in fensterlosen, dafür überhitzten Räumen mit Schimmelpilz als ständigem Mitbewohner: Nein, so macht Studieren keinen Spaß, dafür zahlt man keine Studiengebühren. Und man reüssiert nicht vor internationalen Gästen, wenn man zu einem Gespräch in ein Einkaufszentrum bitten muss. Auch im Konsumtempel „Zentrum im Berg“ sind einige Institute untergebracht. Kein Wunder, dass sich Professoren ob der gebotenen Übungsräumlichkeiten schämen, die Studentenzahlen rückläufig sind, das Image leidet.

Verschärft hat sich die Misere mit der Schließung des Haupthauses am Mirabellplatz 1998 – Stichwort Asbestverseuchung. Die daraus resultierende Aufsplittung der Ausbildungsplätze auf die ganze Stadt hat neben langen Wegen und logistischen Problemen auch die Unterbringung einzelner Institute in ehemaligen Möbelhäusern mit sich gezogen. Lange hat die Politik geflissentlich weggeschaut, selbst die mögliche Absiedelung der Kunst- und Werkerzieher sorgte für herzlich wenig Aufsehen. Anstatt sich der bestehenden Ausbildungsstätte Universität Mozarteum anzunehmen und vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, setzte die Politik lieber auf eine eigene „private“ medizinische Fakultät.

Allerdings: Das „Mozart-Jahr 2006“ naht, Stadt und Land wollen sich da international keine Blöße geben. Das Gebäude am Mirabellplatz soll 2005 generalsaniert sein – dann fehlen aber immer noch rund 4000 Quadratmeter für die Studierenden. Derzeit wird wieder einmal sondiert – Stadt und Land wollen ein Forderungspaket an den Bund schicken. Zur Auswahl stehen neben dem Haupthaus am Mirabellplatz noch drei Varianten: Das Priesterhaus, das Areal am Rainberg („Sternbrauerei“) und zuletzt: der Unipark. Das Ergebnis wird Ende Februar bekannt gegeben. Grausame Orte? Es gilt das „Prinzip Hoffnung“!