februar-märz 2003

kurzfehler

Kurzfehler

Müll & Order. Vor knapp einem Jahr hat Vizebürgermeister Siegfried Mitterndorfer eine Kampagne zur Mülltrennung gestartet. Es wurde gedichtet, gemahnt und inseriert. Jetzt wird gefilmt, geforscht und bestraft. Getreu dem annoncierten Motto „Wer versaut und wer nicht trennt, der brennt“, halten Kameras auf den städtischen Müllplätzen nunmehr die Verstöße gegen das Salzburger Abfallwirtschaftsgesetz in allen Details fest. Allein in den ersten zwei Monaten der Videoüberwachung wurden 40 Personen ertappt, die z. B. Bretter, Sessel oder Staubsauger bei den Abfallinseln deponierten. Ausgeforscht werden konnten die TäterInnen in der Regel über ihre Autokennzeichen. Der Strafrahmen bei Verstößen gegen das Salzburger Abfallwirtschaftsgesetz beträgt übrigens bis zu 3.000 Euro, weil bloße Appelle an das Umweltbewusstsein nicht fruchten, wie Mitterndorfer aus seiner langjährigen Erfahrung als Umweltschützer zu berichten weiß. Unserem Mann für Müll & Order verdanken die Müll-Inseln nun einen Status, der in Rest-Österreich nur Banken, Casinos, Fußballstadien oder besonders belebten Plätzen zukommt. Denn dort sind die meisten von rund 160.000 Überwachungskameras im

Einsatz.

-wim-

Kärnten bläht auf! Heimatdümmelei, Bänderhutfrauen, kirchliche Events, und rustikale Sängerrunden – wer Kärntens Kulturpolitik so umschreibt liegt nicht weit daneben. Verantwortlich dafür auf Landesebene ist Jörg Haider, in Klagenfurt/Celovec ist es Walter Gassner, ebenso ein Mitglied dieser „Wertegemeinschaft“. Letzterer will nicht einmal einen Förderbericht veröffentlichen, gehen doch auch Kultur-Fördergelder in Höhe von Euro 14.000 an die „Mediaprint Zeitungsvertriebs GmbH“. Und doch geschah ein Wunder: SPÖ, ÖVP wie auch Grüne sind nun nach längerer Analyse zum Ergebnis gekommen, dass „Kärnten kulturelles Schlusslicht ist“ (ÖVP), „Innovatives im Keim abgewürgt wird“ (SPÖ), „Haider als Kulturreferent zurücktreten soll“ (Grüne). Derweil setzt Gassner zum Konter an – Klagenfurt/Celovec soll sich 2009 als Kulturhauptstadt bewerben. Selten so gelacht!

-toemml-

Graz darf sich 2003 nicht nur mit dem Titel „Kulturhauptstadt Europas“ schmücken, sondern ist auch heuer wieder vom 24. bis 30. März Schauplatz der „Diagonale“. Das Festival des österreichischen Films findet bereits zum sechsten Mal in der steirischen Landeshauptstadt statt: als Special Guest wird der jugoslawische Filmemacher Zelimir Zilnik begrüßt (sein Spielfilmdebüt „Frühe Werke“ gewann 1969 die Berlinale), dem in Österreich erstmals eine umfassende Werkschau gewidmet wird. Abseits des regulären Festivalbetriebs stellt das „Tribute to Robert Frank“ vom 11. bis 21. September den legendären Fotografen der Beat Generation vor, dessen filmisches Gesamtwerk (u. a. der oft verbotene „Cocksucker Blues“ – über eine Rolling Stones-Tournee Anfang der 70er Jahre) in Anwesenheit des Künstlers zur Aufführung kommen wird.

-doc-

Sozialforum in Hallein. Selten waren Bürgermeister Heinz Schaden und Landeshauptmann Franz Schausberger einander so verbunden wie in der Trauer über den Abgang des World Economic Forum (WEF) aus Salzburg. Sie befürchten Nachteile für die Tourismuswirtschaft und lassen kein gutes Haar an jenen, die sich gegen Ausnahmezustand in Salzburg und die neoliberale Politik des WEF aufgelehnt haben. Was Schausberger und Schaden schon den Vorwurf einbrachte, provinziell zu agieren. Ausgerechnet Hallein zeigt Salzburgs Offiziellen nun vor, dass es auch anders geht. Nachdem die Gemeindevorstehung eine offizielle Einladung ausgesprochen hat, wird Hallein von 29. bis 31. Mai Schauplatz des ersten Austrian Social Forums (ASF) sein. Erwartet werden dazu zwischen 2.000 und 5.000 TeilnehmerInnen. Die Stadt Hallein stellt dafür die Perner Insel, den Ziegelstadel, das Stadtkino sowie mehrere Schulen zur Verfügung. Zu einem Vorbereitungstreffen Ende Jänner kamen VertreterInnen von rund 70 Organisationen, darunter Bildungseinrichtungen, Gewerkschaften, HochschülerInennschaft, ATTAC oder die Katholische Jugend. Inhaltlich besteht vorerst Konsens darüber, dass sich die Arbeit des Austrian Social Forums – ähnlich wie jene des European Social Forums in Florenz – auf drei Säulen konzentrieren wird: gegen die neoliberale Globalisierung, für soziale Rechte und gegen den Krieg.

-wim-

„Sperrstund is“ Landesrat Othmar Raus lässt aufhorchen mit dem Vorschlag „zwischen dem 20. September und dem 15. oder 20. November manch ein Museum zuzusperren, oder auch im Februar“. Gemeint war etwa die landeseigene Residenzgalerie – dort sind Überstunden abzubauen. Schreckt allein ein derartiger Vorstoß schon jeden Kunstinteressierten, so verwundert noch mehr, dass von den Angestellten der Residenzgalerie keinerlei Stellungnahme zu dieser absurden Idee kam – aber ein Argument mehr gegen die Pragmatisierung von Landesbediensteten!

-toemml-

Den „Rauriser Förderungspreis“ (für Literatur) erhält 2003 die Salzburger Filmemacherin Gabriele Neudecker. Ihr Text „Glas. Gebirge“ über ein junges Liebespaar, das an den Widersprüchen zwischen Illusion und Realität zu zerbrechen droht, pendelt zwischen Prosa und Drehbuch. Neudeckers Kurzspielfilm „Freaky“ heimste übrigens auf diversen Festivals weltweit 16 Preise ein und gehört laut Austrian Film Commission zu den zehn erfolgreichsten Kinoproduktionen des Jahres 2001. Der kunstfehler gratuliert!

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