Musik
Queens Of The Stone Age
Songs For The Deaf
Interscope
Stoner Rock kroch einst aus den psychedelischen Blinddarmgeschwüren von Grunge an die Oberfläche, nannte sich Kyuss und gründete so was wie eine Kirche. Als legitime Nachfolger kreisen »Queens Of The Stone Age« (diesmal sogar mit Ex-Nirvana-Drummer und jetziger Foo Fighter-Chef Dave Grohl im Line-Up) natürlich nicht nur um besagte „Steine“ und den damit assoziierten Bewusstseinszuständen. Dafür songwriten sie einfach zu versiert und zu belesen. Die Monster-Rock-Scheibe des Jahres.
Didi Neidhart
Dub Syndicate
Murder Tone (A Selection Of Rare Dub Syndicate Recordings)
On-U Sound, 2002
Der Untertitel verrät es: eine Sammlung von 17 mächtigen Dub-Tracks, erschienen auf dem Label der Londoner Produzentenlegende Adrian Sherwood und eingespielt in den Jahren zwischen 1984 und 1992. Unter der Führung von Drummer Style Scott musizieren die üblichen Verdächtigen: Bassist Errol „Flabba“ Holt, der von Little Axe und Hunderten Studiosessions bekannte Gitarrist Skip McDonald sowie als Gäste der legendäre Lee „Scratch“ Perry (einmal als Vokalist, bei zwei Tracks wirkte er als Koproduzent), Sänger Bim Sherman und der indischstämmige Tabla-MeisterTalvin Singh.
Konzerttipp: Am 10. 12. gastieren Dub Syndicate in der ARGE Nonntal.
Doc Holliday
Various Artists
A Place Called Jamaica
Makasound
Sampler mit legendären Derrick-Harriott-Produktionen aus den 60er/70er Jahren unter dem Generalmotto »Soul & Politics«. Selten waren sich Jamaica und das Black America so nahe wie hier bei Songs/Cover-Versions wie »Message From A Blackman«, »Stop That Train«, »Malcolm X« oder »Shaft«.
Didi Neidhart
Barry Adamson
The King Of Nothing Hill
Mute, 2002
Im zehnten Solo-Album seit 1988 gelingt dem aus Manchester stammenden Klangtüftler und Nick-Cave-Kumpel Adamson einmal mehr der Soundtrack zu einem fiktiven Film Noir.
Der erste Track »Cinematic Soul« ist Programm und gibt die Richtung an: ein cooles Stilgebräu aus Blaxploitation-Funk, Barry White- und Isaac Hayes-Soul, Drum & Bass-Beats, Totengräber-Jazz, Serge Gainsbourg-Kopulationspop und allerlei Soundeffekten (Polizeisirenen, Hubschrauber...). Adamson, der wahre König der Rotlichtviertel, singt über Liebe, Sex, Hoffnung (slosigkeit) und Angst.
Doc Holliday
Various Artists
Balling The Jack. The Birth Of
The Nu-Blues
Ocho, 2002
Der Blues hat inzwischen nicht nur verschiedene Kinder, sondern auch Enkel und Urenkel gezeugt. Dieser Sampler bietet einen guten Überblick über aktuelle wie auch immergrüne Tendenzen: vom Tom Waits-Tribut an den Dr. John der 70er Jahre und klassischem Country-Blues über Garagen-Lo-Fi-Gerumpel und schräge Mutanten-Kracher zu Hip Hop und technoidem Electro-Wehklagen. Vertreten sind unter anderem Nick Cave & The Bad Seeds, Captain Beefheart, Olu Dara, Moby, The Soft Boys, Reid Paley und die Combo der James Dickinson-Buam North Mississippi Allstars.
Gehört zusammen mit einer King Size-Flasche Wild Turkey unter jede Weihnachtstanne.
Veranstaltungshinweis: Am 1. 12. hält Autor Jürgen Teipel einen Diavortrag mit Musikbeispielen zur Entwicklung des bundesdeutschen Punk (Jazzit, 17 Uhr)
Doc Holliday
The Parallax Corporation
Cocadisco
Disko B
Schluss mit lustig! I-F (»Space Invaders Are Smoking Grass«) und Intergalactic Gary nehmen Begriffe wie »Electroclash« und »Sleazetronica« ernst und legen mit ihren »brutal italo-disco-noir«-Sound eine elektronische Tanzplatte im allerfiesesten Abel Ferrara-Style vor.
Inklusive geklautem „I Wanna Be Your Dog“-Riff (»Crocodiles In The Sky«) und Bad Lieutenant/Punk-Hymnen wie »Anti Social Tendencies«.
Didi Neidhart
Various Artists
Rise Above – 24 Black Flag Songs To
Benefit The West Memphis Three
Zomba
Von Henry Rollins initiierter Black Flag-Cover-Benefiz-Sampler für drei unter fragwürdigen Umständen des Mordes für schuldig gesprochene Jugendliche. Es shouten u.a. Iggy Pop, Lemmy, Ryan Adams, Ice T, Mike Patton und natürlich Rollins himself. Die wohl härteste Punk-Gnackwatschen seit Jahren. Und das mit alten Black Flag-Songs.
Didi Neidhart
Various Artists
Masters Of Sacred Steel
Zomba
Wo es sonst in afro-amerikanischen Kirchen orgelt, da erklingen in der »House Of God«-Church die infernalischen Heultöne wahnwitzig beseelter Lap-Steel-Gitarren. Ist der Spirit einmal herabgestiegen, gibt es kein Halten mehr und der himmlischen Ekstase wird freier Lauf gelassen.
Das funkt, das rockt, das rollt und macht heilige Messen zu wahrlich dionysischen Soul-Events.
Didi Neidhart
Bohren & Der Club Of Gore
Black Earth
Wonder
Leichengiftiger Todes-Jazz, der immer wieder mit David Lynch verglichen wird, in seiner schleichenden Pilzgeschwürigkeit aber eher an das Gesamtwerk des kosmischen Grauenerregers H.P. Lovecraft gemahnt.
Erneut genialer Wurf in Sachen kleine Nachtmusiken für große Nachtschattengewächse.
Didi Neidhart
Lauschtipp: Cafe Bizarre – Sonic Adventures mit Didi Neidhart, jeden Sonntag, von 18.00 – 19.00 auf der Frequenz der Radiofabrik (107,5 MHz). Gehört gehört!