dezember 2002 - jänner 2003

Gerald Gröchenig

„So geht’s nicht“

Ein Daimler-Chrysler Senior Vice President zeigt, wo’s beim Kultursponsoring langgeht

Matthias Kleinert ist ein verdienter Mann. Er hat beim Kunstsponsoring von Daimler-Chrysler so einiges zu sagen. Im Reithaus Ludwigsburg, wohin man ihn zum Symposium „Kulturelle Globalisierung und regionale Identität“ eingeladen hat, lauscht man ihm.

Matthias Kleinert hat Prinzipien. Er rühmt in seinem Referat zum Thema „Gibt es eine Symbiose von Wirtschaft und Kultur?“ zuerst einmal die deutschen Tugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit. Er spricht von sozialer Verantwortung und kreativem Miteinander. Er liest sein eigenes Vorwort vor (weil’s ihm so gefällt) und nennt auch gleich seine liebsten Sponsoring-Projekte. Nur einmal wird er richtig bös’: Da hat doch glatt ein Finsterling Bedenken gegen die Waffenproduktion von Daimler-Chrysler geäußert. Danach hat dieses Subjekt auch noch den Mut besessen, „heimlich“ bei dieser Firma um eine Förderung für ein Theaterprojekt anzufragen. „So geht’s nicht“. Solche Anfragen sind für jetzt und in Ewigkeit – Amen – sinnlos. Der Finsterling heißt Jürgen Flimm und ist auch in Salzburg kein Unbekannter.

Matthias Kleinert braucht keinen Widerspruch zu fürchten. Was bei Herrn Flimm schon kein Problem macht, ist gegenüber Politikern und kleineren Vereinen wohl üblich. In der Region um Stuttgart sind viele auch auf die kleinsten Förderbeträge dieses »global players« angewiesen. Da nimmt sich einer im Saal ein Herz und fragt, ob es nicht auch eine Art von Kulturförderung wäre, wenn Daimler-Chrysler als weitaus größter Betrieb der Region wieder Steuern zahlen würde. Im Vorjahr ist dies ob der Verluste in den USA nicht geschehen. Mit diesem Geld könnten Gemeinden Kindergärten oder Kulturprojekte finanzieren. Da wird Herr Kleinert richtig happig. Solche ungeheuren Fragen vergällen ihm augenscheinlich den Tag. Der, der vor Sekunden noch freudig den offenen Dialog gefordert hat, hat nach dieser Frage auf weitere keine Lust mehr und verlässt alsbald mit Adlatussen im Schlepptau die Veranstaltung.

Matthias Kleinert war an diesem Wochenende das beste Argument dafür, warum Kulturförderung eine öffentliche Aufgabe bleiben muss.