dezember 2002 - jänner 2003

Ulrike Guggenberger

Diskursives Mahnmahl

Salzburgs wichtigstes Mahnmal für Demokratie und Menschenrechte

Heimo Zobernig erfüllte die Aufgabe des Nicht-Darstellbaren.

Die sachliche Ästhetik der vom Künstler als „Urhütte“ bezeichneten Skulptur überzeugte die Jury des international ausgeschriebenen Wettbewerbes für ein Antifaschismus Mahnmal am Salzburger Bahnhofsvorplatz.

Der Künstler, 1958 in Kärnten geboren, unterrichtet heute an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In der Konfrontation mit den Vorbildern vorangegangener Generationen und der Beobachtung aktueller Lebensmodelle sucht Zobernig seine Vorstellungen mit kunsteigenen Mitteln zu übersetzen.

Das Material seiner Arbeiten bezieht sich stets auf die Umgebung, in der das Objekt platziert sein wird. Zobernig sucht in seiner Arbeit nicht vordergründigen Illusionismus, er experimentiert vorzugsweise mit den Grenzen der Kunst: Unter welchen Bedingungen wird ein Werk im öffentlichen Raum als Kunst wahrgenommen? Der Gestaltung des Antifaschismus-Mahnmals näherte sich Zobernig durch subtiles Abtasten. – Was kann Kunst an diesem Ort, mit dieser Vergangenheit hier leisten?

Formal gesehen stellt das Mahnmal die gedankliche Verbindung zu einer am menschlichen Maß ausgerichteten Urform eines Versammlungsplatzes oder eines Unterstandes her. Zobernig verwendet Materialien, die keinerlei Assoziation an idealistische Überhöhung zulassen. Der für die flache Decke und die Pfeiler eingesetzte Beton entspricht unseren alltäglichen Erfahrungen im Umgang mit Architektur. Zobernigs Mahnmal verzichtet auf erbauliche Monumentalität, im Gegenteil bekundet es die Erhabenheit der Normalität. Der geistige Bruch und die Befragung in Zobernigs Werk vollzieht sich durch das Fehlen eines Stützpfeilers und durch das Einfügen eines tragenden Teilstückes, einer am menschlichen Haupt orientierten Kopfform.

Im Inneren des offenen Raumes zeigt eine Inschrift in der Decke den Ausschreibungstext, wie er diesem Wettbewerb zu Grunde lag und belegt damit die Intentionen der Auftraggeber.

Heimo Zobernig ist der Frage Antifaschismus sorgfältig nachgegangen ohne zwingend daran zu glauben alle Inhalte ausloten zu können. „Ein Mahnmal muss diskursiv sein, ohne im Unsichtbaren hängen zu bleiben“, fasst Zobernig seine Ansprüche zusammen. Er betont den Vermittlungscharakter von Kunst als eine Art der Kommunikation. Für sich nimmt er dabei in Anspruch: „Als Künstler muss ich nichts erfinden, sondern die Zusammenhänge im Gegebenen

erkennen.“