dezember 2002 - jänner 2003

Thomas Neuhold

Demokratischer Treffpunkt

Es hat lange gedauert, sehr lange. Über 57 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus hat auch die Stadt Salzburg ihr Denkmal für die Opfer des Nazi-Terrors: Dass die offizielle Übergabe des „Mahnmal für die Opfer des Faschismus“ durch SP-Bürgermeister Heinz Schaden, von VertreterInnen der Opferverbände, der israelitischen Kultusgemeinde und des Antifaschistischen Komitees am Nationalfeiertag erfolgte, war ein gelungenes Symbol. Dass kommunistische Widerstandskämpfer, sozialdemokratische Freiheitskämpfer und der Opferverband der Volkspartei gemeinsam antraten, machte einmal mehr deutlich, wo heute die Grenzlinien zwischen DemokratInnen und solchen, die ein zweifelhaftes Verhältnis zur Demokratie haben, verlaufen.

Die Gestaltung des Mahnmals wird sicher noch die eine oder andere Diskussion mit sich bringen. Aus Sicht der Opferverbände ist die Betonkonstruktion nicht schön und monumental genug; KünstlerInnen wiederum kritisieren den „fehlenden Mut“ bei der Auswahl durch die Jury. Was für den einen ein dreibeiniger Altar ist, sehen andere als ausrangiertes Buswartehäuschen aus DDR-Beständen. Inhaltlich bedeutender ist freilich, dass das Mahnmal nicht irgendwo versteckt wurde – wie so viele andere antifaschistische Bekenntnisse hierzulande.

Kultureinrichtungen sind gefordert

Natürlich wird so der überdimensionale Tisch am wichtigsten Verkehrsumschlagplatz oft „nur“ als Unterstand bei einem Regenguss Verwendung finden. (Was spricht eigentlich dagegen?) Das in Beton gegossene Gedenken an die Opfer der Diktatur könnte aber auch politisch mit Leben gefüllt werden. Das „Mahnmal für die Opfer des Faschismus“ eignet sich nicht nur für Gedenkfeiern oder als Treffpunkt bei Demonstrationen. Die Konstruktion eines überdachten Raumes erleichtert es, das Denkmal auch für Theateraufführungen, Lesungen, Konzerte... zu nutzen. Gefordert sind neben politischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen auch die Kultureinrichtungen. Immerhin steht am Bahnhofsvorplatz eines der wichtigsten Mahnmale Salzburgs für Freiheit und Menschenwürde. Das „Niemals Vergessen!“ der KZ-Häftlinge muss auch den späteren Generationen Verpflichtung bleiben. Im eigenen Interesse.