oktober-november 2002

Didi Neidhart
geschaut

Peter Haas

„Über hinaus!“ sagt der »neue« Präsident des Salzburger Kunstvereins und meint es damit verdammt ernst

Nach der Künstlerin Ulrike Lienbacher ist nun seit Frühjahr 2002 der Künstler und Lehrer Peter Haas Präsident des Salzburger Kunstvereins. Klingt auf den ersten (österreichischen) Blick ziemlich bedeutend, relativiert sich aber bei genauerer Betrachtung. Funktioniert doch der Vorstand im Salzburger Kunstverein nach einer Art Rotationsprinzip bei dem der Posten des „Präsidenten“ für jeweils ein Jahr von einem Vorstandsmitglied belegt wird (nächstes Jahr etwa wird es Barbara Reisinger sein).

Doch zurück zu Peter Haas. Der ist bekanntlich ein genauer, aber auch fanmäßig interessierter, Beobachter aktueller Diskurse. Und da kann ein Urteil über Salzburg zwangsläufig nicht gut ausfallen. „Außer bei uns und in der Galerie 5020“, so Haas auf die Frage nach der aktuellen Programmatik des Kunstvereins, „wird diskursivere Kunst in Salzburg so gut wie von niemandem wahrgenommen. Schon gar nicht von in Salzburg ansässigen und tätigen Künstlern und Künstlerinnen. Die Salzburger Kunst-Szene brät am liebsten bequem im eigenen Saft und kommt sich dabei arroganter Weise auch noch gut vor. Besonders wenn sie auf den Kunstverein als eher arrivierte Institution herunterblicken kann. Und wenn wir dann die erste Salzburg Retrospektive von Alexander Kluges dtcp-TV-Projekten machen, ist niemand aus der Salzburger Film/Video-Szene anwesend.“

Nicht besser dürften aber auch die Erfahrungen mit der Sozial/Polit-Szene sein: „Bei dezitierten Politkünstlern wie Andreas Siekmann war kein einziges Gesicht von diversen sozio-politischen Initiativen zu sehen. Immerhin wurden einige seiner Drucke im September beim Anti-WEF-»Global Village« im Volksgarten auf private Initiative hin an einige Bäume geklebt. Etwas besser erging es uns letztes Jahr mit der „Volxhochschule“, wo immerhin lokale Sozialprojekte wie »Asfalter« und das »Friedensbüro« mitgemacht haben.“

Wobei diese Schieflage auch ihre – durchaus simplen und leider eben undialektischen Gründe hat. Dazu Haas: „Es ist für uns selbstverständlich, dass wir bei Auftritten gegenüber der Politik an der Seite von sozialen und politischen Bewegungen stehen. Wir hätten es aber auch gerne, wenn sich umgekehrt auch ein Interesse an unserem Programm manifestieren würde. Natürlich ist rein pragmatisch-politische Arbeit vom Salzburger Kunstverein nicht zu erwarten. Dafür verstehen wir uns aber als utopisch-philosophisches Labor. Nur eben nicht entkoppelt von politischen, sozialen und ökonomischen Diskursen.“

Vorschau & Tipp:

Gruppenausstellung »Geschichte(n)«:

ab 16.10.2002

Mit u.a. Harun Farocki, Klub zwei, Hito Steyerl

www.salzburger-kunstverein.at