oktober-november 2002

kurzfehler

kurzfehler

Da lacht der Filmfreund: Die Landeskorrespondenz verrät es: „38 Jahre nach »The Sound of Music« gibt es in Salzburg wieder eine Filmförderung.“ Der »kunstfehler« gratuliert!

-tömml-

Peter Dolder wird ab der Spielzeit 2004/05 als Intendant das Salzburger Landestheater leiten. Der von SP-Kulturlandesrat Othmar Raus und SP-Bürgermeister Heinz Schaden mit viel Vorschusslorbeeren bedachte deutsche Provinztheatermann könnte sich freilich als Fehlgriff erweisen. Der gebürtige Schweizer muss sich nämlich schon lange vor Amtsantritt öffentlich Günstlingswirtschaft, Nepotismus und Intrigantentum vorhalten lassen. Der Grund für die Vorwürfe ist heikel, die Optik mehr als nur schief: Dem Vernehmen nach will Dolder den erfolgreichen Chefdramaturgen Christian Fuchs loswerden. Was ihm auch niemand zum Vorwurf macht, ein neuer Chef will eben ein neues Team. Dass er aber ausgerechnet seine Lebensgefährtin auf diesen Posten hieven will, lässt viele im Haus am Makartplatz Schlimmes ahnen. Damit aber nicht genug. Noch bevor der renommierte Theatermann Fuchs von seinem ungewollten Aus offiziell erfahren hat, informierte Dolder führende Mitarbeiter von seinem familiären Coup.

Dolder, ein neuer Fall Husslein?

-jc-

Mozart war mitunter ja auch eine vulgäre Drecksau. Gut, andere würden dazu barocker Genussmensch sagen. Tun wir auch. Ganz andere haben mit Mozart aber noch viel andere, sozusagen elementarere metaphysische Probleme. So diesen Sommer die katholischen Würdenträger der weltberühmten Passionsspiel-Metropole Oberammergau. Hatten da doch ganz teuflisch Kunstbeflissene die Idee, einer zusätzlichen Nutzung der Passionsspiel-Bühne, da diese doch ohnehin die passionsspielfreien Monate über eher ungenützt unter der bayerischen Sonne vor sich hin dösen würde. Was an sich kein Problem war, bis man mit dem geplanten Eröffnungsstück an die Öffentlichkeit ging. Und so begab es sich, dass die erzkatholischen Kirchenfürsten zu Oberammergau aber so was von aus dem Häuschen waren, als Mozarts „Zauberflöte“ genannt wurde, dass sie sogleich einen dreifach mit Weihwasser abgesicherten Bannspruch vom Altar ließen. Denn wo käme man denn hin, wenn die geheiligte katholische Bühne der Oberammergauer Passionsspiele nicht nur durch ein Stück des bekannten Freimaurers Mozart, sondern gleich mit der »Zauberflöte« (der sozusagen freimaurerischsten Mozart-Oper überhaupt) entweiht werden würde. Solch blasphemischem Tun sei daher auch sogleich Einhalt zu gebieten. Wahrlich unglaublich, aber so hat es sich zugetragen im Sommer Anno 2002 im Bayernland.

-didi-

Hochwasser sind nicht lustig. Dennoch zeigen auch sie die reinigende Kraft des Wassers. Und das ganz real. So wurden etwa im niederösterreichischen Kamptal, einem seit Jahrzehnten gern besuchten Hot spot nationalistisch-völkischer Kult- und Weihestätten-Beobachter wie auch beliebtem Wehrsportler-Ausflugs- und Rumtollziel, nicht gerade wenige dieser tausendjährigen Outdoor-Eventkulturplätze einfach so mir nix dir nix (also auch ohne vorher bei Odin/Wotan nachzufragen oder aus dem Sonnwend-Runen-Orakel erkennbar) über- und in Folge dann auch noch die heilige Germanenmuttererde weggeschwemmt. Damit dürfte auch klar sein, warum Teile der FPÖ nach dem Hochwasser so agiert haben, wie sie agiert haben. Wenn einem die kultisch verehrte Heimatscholle sogar vor der eigenen Haustür davonschwimmt, dann ist halt Schluss mit lustig.

-didi-

Wenig tröstlich für die bayerische PDS, dass die roten Saubazis bei der heurigen Bundestagswahl vom 22. 9. ihr Ergebnis von 1998 im Freistaat exakt halten konnten: 0,7 Prozent, das sind 49.559 Zweitstimmen, erhielten die Demokratischen Sozialisten in der südlichen Reichshälfte. In allen anderen Ländern – wie auch auf Bundesebene – endete die Wahl für die PDS mit verheerenden Niederlagen. Einzige Ausnahme das Saarland: Dort steigerten sie sich von 1,0 (1998) auf berauschende 1,4 Prozent. Niederlagenforschung darf auch die SPD betreiben, die in Bayern von 34,4 auf 26,1 Prozent fiel. Die CSU mit ihren unglaublichen 58,6 Prozent nähert sich wieder mehr den Werten der SED zu DDR-Zeiten. Nix Neues von der Weißbierfront also.

-doc-

Planungsstadtrat Johann Padutsch gibt den Optimisten: Ende September verkündete er, dem Neubau der ARGE Kulturgelände Nonntal stünden nur mehr kleinere, lösbare Hindernisse im Weg. Die Detailplanungen mit den Architekten könnten jedenfalls noch heuer beginnen. Und: „Die Amtsberichte sind fertig.“ Spatenstich soll laut Padutsch Mitte 2003 sein. Möglich wurde der Planungsfortschritt, nachdem das Kulturgelände aus dem städtebaulichen Gesamtprojekt Uni-Park Nonntal herausgelöst worden ist. Probleme gibt es nur noch mit den Grundstücken der angrenzenden Sportstätten. Die Vereine warten – wie auch die Universität – auf eine Finanzierungszusage durch den Bund für den Neubau eines Sportzentrums. Sie versuchen, ihre Zustimmung zu einem Grundtausch mit der Stadt, der für den ARGE-Neubau notwendig wäre, mit einer Garantieerklärung für ihr Sportzentrum zu junktimieren. Die Chancen der Sportfunktionäre stehen freilich nicht allzu günstig.

-tom-

Mahnmal: Das antifaschistische Mahnmal am Bahnhofsvorplatz soll am 26. Oktober im Rahmen eines Festaktes an die Öffentlichkeit übergeben werden. Dieser Termin war zumindest bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe mit dem Antifaschistischen-Komitee und den NS-Opferverbänden vereinbart. Laut Kulturamt der Stadt Salzburg kann der Termin für den dreibeinigen Altar von der Baufirma auch gehalten werden. Offen war lediglich, ob die massive Betonkonstruktion rasch genug aushärtet.

-red-

Acht lange Jahre hat es gedauert, nun wurde eine langjährige und zentrale Forderung des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten (wieder) erfüllt: Mittelfristige Fördervereinbarungen. Per Vertrag wird nun bei den größeren Kulturstätten der Stadt die Fördersumme auf drei Jahre im Voraus festgelegt – das erhöht die Planungssicherheit von Kulturstätten, das Rockhouse macht den Anfang. Salzburg hatte „mittelfristige Fördervereinbarungen“ übrigens bis Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Ex-Stadtoberhaupt Josef »Pepi« Dechant machte Schluss damit. Bürgermeister und Kulturreferent Heinz Schaden hingegen erfüllt mit den „mittelfristigen Fördervereinbarungen“ eines seiner zentralen kulturpolitischen Wahlversprechen.

-tömml-