september 2002

Thomas Neuhold
editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Ein Interview mit dem Chef des Salzburger VP-Wirtschaftsbundes als Titelgeschichte des »kunstfehler«? Vor wenigen Jahren noch wäre das undenkbar gewesen. Nicht dass wir mit dem Wirtschaftsbund nicht hätten reden wollen; bloß: worüber? Heute sind die Verhältnisse andere: Neoliberalismus und Globalisierung schnüren den Klein- und Mittelbetrieben die Kehle zu; keine Rede mehr von »freier« Marktwirtschaft, von sozialer schon gar nicht.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Und so finden sich plötzlich rote und grüne Gewerkschafter, globalisierungskritische Organisationen wie ATTAC und der Wirtschaftsbund an einem Tisch. Thema: Der WEF-Gipfel, die Tagung der neoliberalen Lobby in Salzburg. Über diese vor Jahren ebenfalls noch völlig undenkbare Konstellation haben wir mit Salzburgs Wirtschaftsbundobmann Julius Schmalz gesprochen.

Mit der Kapitalkonzentration schreitet die soziale Deklassierung des Mittelstandes unaufhaltsam voran. Und wozu das in seinem sozialen Gefüge bedrohte Kleinbürgertum in der Lage ist, wissen wir aus Geschichte und Gegenwart. Einige im Wirtschaftsbund sind sich der Gefahr offensichtlich bewusst. Auch deshalb suchen sie den Dialog mit GlobalisierungskritikerInnen. Wir sollten ihn führen.

PS: Am 25. September wagt sich der »kunstfehler« – übrigens erstmals in seiner Geschichte – an eine eigene Veranstaltung. Der unter »dag« bekannt gewordene Starkolumnist des »Standard« liest in der ARGE aus seinen besten Glossen und Gerichtsreportagen.