sommer 2002

Meinrad Rahofer

Freundliche Worte und weniger Geld

Der Chef der österreichischen Journalistenausbildung Meinrad Rahofer über die leeren Versprechungen von schwarz-blau.

1974 begann für den österreichischen Journalismus eine neue Zeit: Aus- und Weiterbildung wurde erstmals angeboten. Die Journalistengewerkschaft und der Verband österreichischer Zeitungen hatten sich darauf geeinigt, in Salzburg eine Institution zu etablieren, die Journalisten abseits von Parteienstreit und betrieblichem Wettbewerb Qualifikationen vermitteln sollte: Das Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ) war geboren. 1979 wurde der Verein gegründet, seither haben rund 9000 Journalistinnen und Journalisten Kurse des Kuratoriums besucht, fast 700 allein im Vorjahr.

Finanziert wird das KfJ in erster Linie aus Mitteln der Bundespresseförderung. Und genau da liegt im Augenblick das Problem: seit Jahren wird die Förderung weniger, seit Jahren steigen die Kosten und das Angebot an Kursen ist so groß wie noch nie. Im vergangenen Jahr 2001 wurde die geringste Förderung seit 1991 ausbezahlt. (Das Gesamtfördervolumen des KfJ betrug etwa 360.000 Euro; Anm. der Red.) Gleichzeitig war das Angebot mit 43 Seminaren, Workshops, Kursen und der zwölfwöchigen Grundausbildung, dem Österreichischen Journalisten-Kolleg, so umfangreich wie nie zuvor.

Die Mittel für das KfJ hängen an der Presseförderung. Ein eigener Ausbildungstopf soll die Aus- und Weiterbildung garantieren. Doch mit der Diskussion über die gesamte Presseförderung trafen die Einsparungen auch die Ausbildung und damit das KfJ. Seit 1992 wurden die Mittel immer weniger, den Tiefststand erreichten sie aber im Vorjahr – bisher, denn was heuer ausbezahlt wird, und ob überhaupt, ist ungewiss.

Zwar erklären alle politischen Kräfte, dass für 2002 mit der gleichen Summe zu rechnen sei, wie im Jahr davor, doch, das hörte man auch im Vorjahr. Dabei hatte die Regierung in der Regierungserklärung noch eine „umfassende Regierungsoffensive“ im Erwachsenen- und Weiterbildungsbereich angekündigt. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sprach im November 2001 noch von einem „Schwerpunkt Journalistenausbildung“ in der Presseförderung. Die FPÖ forderte schon 1996 die Aufhebung des Presseförderungsgesetzes, wollte aber die Journalistenausbildung davon ausgenommen sehen. 1997 forderte die FPÖ im Parlament die Streichung der besonderen Presseförderung und eine gleichzeitige

Aufwertung der Journalistenausbildung. Und auch derzeit versichert man uns bei allen Gesprächen, dass wir bei einer Neuordnung der Presseförderung nicht auf der Strecke bleiben werden.

Wozu braucht man diese Förderung? „Die Demokratie reicht nur so weit wie die Stimme ihres Herolds“, soll Aristoteles gesagt haben. Die Medien sind also unabdingbarer Bestandteil der Demokratie. Jetzt kann man annehmen, wie dies der Wiener Publizistik-Ordinarius Wolfgang Langenbucher tut, dass die Politik keine guten Journalisten will, oder man könnte vermuten, dass sich die Politik einfach zu wenig um den Journalismus kümmert. Eine überbetriebliche, fundierte Aus- und Weiterbildung kostet Geld. Vor allem auch deshalb, weil die Betroffenen, die Jungjournalisten und freien Mitarbeiter kaum in der Lage sind, die Marktpreise zu bezahlen. Universitäten können keine Ausbildung für Journalisten sein, meint auch der Wiener Publizistik-Professor Roman Hummel. Hausinterne »Lehrredaktionen« verstärken oft nur die eingeübte Praxis und bieten den Jungjournalisten keine Chance auf umfassende, moderne und medienübergreifende Ausbildung. Dennoch wollen manche Kräfte in der Regierung genau diese Ausbildungsschiene in Zukunft fördern. Damit schränken sie bewusst oder unbewusst die Aufstiegschancen der jungen Journalisten ein.

Noch ist die diesjährige Förderung nicht beschlossen. Vor August wird es für das laufende Jahr also auch kein Geld geben. Schlimmer ist allerdings, dass es möglicherweise auch heuer wieder keine Einigung über die Struktur der Pressförderung geben wird. Damit bleibt alles beim Alten: Freundliche Worte, aufmunterndes Zureden und möglicherweise wieder weniger Geld.