sommer 2002

Georg Wimmer

Salzburg 2002: Agenda of Protest

WEF kollidiert mit Jomkipur. Das WEF gibt’s heuer einen Tag kürzer. Ursprünglich war der Gipfel in Salzburg für drei Tage angesetzt. Nun stellt sich heraus: Irgendein/e IgnorantIn hat Jomkipur übersehen. Der höchste jüdische Feiertag fällt diesmal auf Sonntag den 15. September. Die Probleme Europas müssen deshalb in nur 48 Stunden am Montag und Dienstag gelöst werden. Das World Economic Forum erklärt sich nicht nur für wirtschaftliche Belange wie die europäische Wettbewerbsfähigkeit, die Osterweiterung oder Auswirkungen der Euro-Einführung zuständig. In einem Aufwaschen sollen gleich die Europäische Sicherheitspolitik, der Kampf gegen die Korruption und das organisierte Verbrechen sowie die europäische Außenpolitik geregelt werden. Sowas nennt sich dann Themenführerschaft. Oder sollte unseren demokratisch gewählten PolitikerInnen tatsächlich jemand das Heft aus der Hand genommen haben?

Promis am Alternativ-Gipfel. Jakob von Uexekuell, Begründer der Alternativen Nobelpreise, wird einer der Promis auf dem Alternativ-Gipfel im Brunauer Zentrum der Arbeiterkammer sein. Wobei sich der Alternative keineswegs handsome geben wird. Uexekuell: „Man muss klar sagen, dass die jetzige Politik für die Mehrheit der Menschheit ökonomischer und finanzieller Terrorismus ist.“ Weitere ReferentInnen sind voraussichtlich u. a. der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, die Trägerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva sowie Lori Wallach von Global Trade Watch. Mehr Infos unter: www.atttac.org/austria

Demo hinterm Berg. Einmal lautet die entscheidende Frage in Salzburg nicht „am Berg oder im Berg?“, sondern „hinterm Berg oder vorm Berg?“. Salzburgs Exekutive schlägt eine Demo-Route vor, die vom Bahnhof über die Fürbergstraße hinter dem Kapuzinerberg herum zum Volxgarten führt, wo ein großes Abschlussevent geplant ist. Die GlobalisierungskritikerInnen möchten hingegen vom Bahnhof in Richtung Lehener Brücke marschieren, kurz davor in die Schwarzstraße einbiegen und beim Müllnersteg die Salzach überqueren. Dann ginge es weiter über Franz Josefskai, Hanuschplatz und Rudolfskai zum Volxgarten. Als VeranstalterIn der Demo treten namentlich sechs ProponentInnen des in Gründung befindlichen Vereines »FörderInnen des Salzburg Social Forum« auf. „Um (abstrakte) mögliche Sicherheitsrisiken zu minimieren“, so die VeranstalterInnen, wollen sie von vorne herein darauf verzichten, die Demo über die Rainerstraße am Kongresshaus vorbei zu führen.