sommer 2002

Kurt Palm

Salzburg, versunkene Stadt

Meine Erinnerungen an Salzburg sind sehr stark vom Wetter geprägt. Als ich mich im Sommer 1968 im Rahmen des Firmungsausflugs zum erstenmal in dieser Stadt aufhielt, war es so heiß, dass meine Familie, mein Firmpate und ich beinahe Opfer eines kollektiven Hitzschlags geworden wären. (Der neu gekaufte Anzug war zu 100 Prozent aus Kunststoff!)

Merkwürdigerweise ging es mir am 9. Juli 1981 ähnlich. An diesem Tag habe ich in der Aula der Universität promoviert – neben mir stand übrigens der damalige VSStÖler Heinz Schaden – und mir war wegen der extremen Hitze (oder wegen des am Vortag übermäßig konsumierten Alkohols) so schlecht, daß ich auf der Bühne fast gekotzt hätte. (Der geborgte Anzug war viel zu klein!)

Zehn Jahre später, im August 1991, hatten sich die Witterungsbedingungen radikal geändert. Damals wurde ich von der »Szene der ewigen Jugend« eingeladen, im Rahmen eines »Events« im Stadtkino ein kurzes Stück zu zeigen, das vom ORF in den »Kunststücken« live übertragen werden sollte.

Während der drei Tage, die ich gemeinsam mit den Akteuren vom »Sparverein Die Unzertrennlichen« in Salzburg verbracht habe, hat es unaufhörlich geregnet. Irgendwann hat es sogar geheißen, dass die Aufführung wegen Wassereinbruchs im Stadtkino gefährdet sei. In der Tat bot die Stadt Salzburg ein ungewohntes Bild: Die Salzach war über die Ufer getreten, Straßen standen unter Wasser und die Leute wussten nicht so recht, was sie tun sollten.

Aufgrund organisatorischer Probleme und weil am nächsten Abend sehr viele

verschiedene Künstler auftreten sollten, verschoben sich unsere Proben im Stadtkino bis weit nach Mitternacht. Während also draußen das Wasser unaufhörlich anstieg, probten wir unsere Fast-Forward-Version von Mozarts »Zauberflöte«, inklusive der »Wasserprobe«. (Dauer: ca. 12 Minuten.)

Obwohl den Veranstaltern und den zuständigen Leuten vom ORF nicht gefallen hat, was wir gemacht haben, ging die Sache, von einzelnen Buh-Rufen abgesehen, anstandslos über die Bühne. Im Fernsehen hat man freilich nicht viel von uns gesehen, weil sich die ORF-Leute an uns rächten, indem sie unsere Aufführung fast durchwegs in der Totale zeigten.

Dabei war unsere »Zauberflöte«-Variante bereits eine Kompromiss-Produktion: Ich hätte ursprünglich nämlich einen Film drehen wollen, in dem Mozart ausgerechnet im Mozart-Jahr 1991 von den Toten aufersteht, nach Salzburg kommt und dort zum Massenmörder wird. Titel des Films: »The Salzburg Mozart Bullet Massacre«. Den Mozart hätte Stefan Weber von den »Drahdiwaberl« spielen sollen. Aber daraus wurde leider nichts.

Am Tage nach unserer Aufführung habe ich dann Salzburg bei wolkenbruchartigem Regen verlassen und seither nichts mehr von der Stadt gehört. Wie weit das Wasser damals noch gestiegen ist, kann ich daher nicht sagen.