sommer 2002

Eva Linsinger

„Kärnten ist News, Salzburg funktioniert zu ruhig“

Der Ortstafelstreit. Der Saddam-Hussein-Untersuchungsausschuss. – In Kärnten ist immer etwas los, Aufregung überholt Aufregung, Skandal löst Skandälchen ab, und der Fokus der Innenpolitik bleibt, neben der Bundeshauptstadt, auf Kärnten gerichtet. Andere Bundesländer? Ja, gibt es auch noch, aber die bieten bei weitem nichts so Spektakuläres, bleiben daher unbeachtet. Spätestens mit der schwarz-blauen Koalition, mit dem Rückzug des einfachsten aller einfachen Parteimitglieder Jörg Haider auf den Landeshauptmannsessel in Kärnten haben sich die Gewichte verschoben: Kärnten ist News, Salzburg funktioniert zu ruhig, um daneben noch wahrgenommen zu werden.

Nicht, dass Salzburg früher permanent im Brennpunkt des innenpolitischen Interesses gestanden wäre. Aber immerhin gab es dort Landespolitiker, die auch kräftig in der Bundespolitik mitmischten: Ohne den früheren Landeshauptmann Hans Katschthaler lief keine Obmannsuche in der ÖVP . Heute haben andere ÖVP-Landesfürsten den Titel »Königsmacher« in der ÖVP: Der Niederösterreicher Erwin Pröll, der auch über die Achse zu Innenminister Ernst Strasser seine Fäden zieht, der Vorarlberger Herbert Sausgruber, der sein innerparteiliches Gewicht durch Mitverhandeln der Verwaltungsreform und Budgetfachwissen vergrößert hat, und der Oberösterreicher Josef Pühringer, der nicht nur wegen Temelín immer wieder bundespolitisch mitspricht. Der Salzburger Franz Schausberger spielt in dieser Gruppe der mächtigen Landeshauptleute keine Rolle – und scheint auch wenig Wert darauf zu legen, meldet er sich doch im Gegensatz zur Steirerin Waltraud Klasnic auch nicht mit markigen Aussagen zu Wort.

Dagegen ist die Salzburger SPÖ nachgerade zur innenpolitischen Größe angewachsen. Traditionell sangen die Salzburger Genossen eher hinten im roten Chor, statt sich zu Solostimmen aufzuschwingen – mit der neuen Parteivorsitzenden Gabi Burgstaller hat sich das ein wenig geändert. Mit Kritik an der eigenen Partei, am Stil der SPÖ und am Habitus des Parteivorsitzenden hat sie sich ins Rampenlicht gedrängt. Und fehlt spätestens seither in keinem der so genannten SPÖ-Schattenkabinette, die so gerne durch die Medien geistern. Das ändert aber wenig daran, dass die Salzburger SPÖ etwa im Vergleich mit der mächtigen Wiener SPÖ eher wie ein Leichtgewicht da steht.

Immerhin eine prestigeträchtigere Rolle als die, die die Salzburger FPÖ spielt: Die der Schrullipartie. Sei es, dass die gesamte Landespartei vorübergehend ausgeschlossen wird, sei es, dass Obmann Karl Schnell durch verbale Großtaten wie Lumpi-Sager auffällt und sich einen Prozess einhandelt - Unterhaltungsfaktor sehr hoch, Ernstfaktor unter der Wahrnehmungsgrenze.

Und die Grünen? Ja, die gibt es auch noch. Hören tut man von ihnen nichts. Passt zu Salzburg.