mai 2002

Thomas Randisek
gelinkt

»Das initial ausführende Organ«

http://www.verbrechen-der-wehrmacht.de

„Großvater, wir danken dir!“ hatten jene Rechtsextremen auf ein Transparent geschrieben, von denen nicht anzunehmen war, dass sie Nazi-Parolen schreiend durch die Innenstadt zogen (Lageeinschätzung: Dr. Kohl und Ing. Westenthaler).

Und somit Jan Philipp Reemtsma auch noch Recht gegeben, der da schrieb: „In der Debatte über die Rolle der Wehrmacht läuft jeder Teilnehmer, anders als bei der um die Rolle der Industrie und der Banken, Gefahr, die eigene Familiengeschichte zu thematisieren“. Und mancher muss spät aber doch erkennen: Eben nicht jeder Opa war ein Guter!

Die Ausstellung »Verbrechen der Wehrmacht – Dimensionen des Vernichtungskrieges« macht noch bis 19. Mai Station in Wien – Grund für die kunstfehler-Rubrik »gelinkt« die Ausstellung virtuell zu besuchen.

Die nach der Kritik am Bildmaterial vom Hamburger Institut für Sozialforschung neu konzipierte Ausstellung belegt, welche Mär es ist, von den »unschuldigen kleinen Soldaten« zu sprechen: penibel belegt wird die alleinige Verantwortung der Wehrmacht für drei Millionen russische Kriegsgefangene, neu ist ein Abschnitt über den »Ernährungskrieg« der systematischen Aushungerung der sowjetischen Zivilbevölkerung. Das historisch abgesicherte Urteil: Die deutsche Wehrmacht war das „initial ausführende Organ“.

Selbstverständlich kann die online-Variante den Besuch der Ausstellung oder die Lektüre des Ausstellungskataloges nicht ersetzen – dies zu betonen ist müßig. Nicht zuletzt aber ist http://www.verbrechen-der-wehrmacht.de eine gute Ergänzung – etwa für den hiesigen Geschichtsunterricht an Schulen. Vor allem deshalb, weil sie didaktisch, inhaltlich und optisch über die hierzulande übliche virtuellle Ausstellungspraxis hinausgeht. So wird etwa noch explizit auf die erste Version der Schau eingegangen.

In Salzburg wird die Ausstellung wohl in absehbarer Zeit nicht wieder zu sehen sein – aber ab Oktober (wieder) im nahen München. Übrigens: Dort hat das Kulturreferat die Organisation des Begleitprogramms übernommen – eine derartige symbolische Geste ist hierzulande wohl undenkbar.