april 2002

gehört

Musik

QUERSCHLÄGER

fedang & stoa

roabee records

„ba de volkstumsgeiln rechtn/und was se gern möchtn/und wia s es betreibn/ja da kimmt ins es speibn“. Na also es gibt sie also noch: Österreichische Musiker die politisch Klartext reden. Die Lungauer »querschläger« nehmen sich kein Blatt vor den Mund. Egal ob in gefühlvollen Balladen oder irgendwo zwischen Blues, Rock und Volksmusik beharren die sieben »querschläger« mit Bandleader Fritz Messner auch auf der neuen Doppel-CD »fedang und stoa« (Federn und Steine) auf ihrer Linie: Demokratisch, tolerant und doch ironisch genug sich selbst und ihrer Generation der bei »Satisfaction«-Jung-Gewesenen gegenüber, um nicht ins Eck warm duschender Gutmenschen gedrängt zu werden. Die »querschläger« nehmen den Kampf um ihre (unsere) Heimat auf. Diese sei zu schade, um sie dem ausufernden Transit, dem ignoranten »dokta sowieso« oder dem »kenn i nid, brauch i nid« zu überlassen. Die 30 »fedang und stoa« bieten eben einfach »Volks«musik im besten Sinn des Wortes. Alle Infos, Konzerttermine, Pressespiegel etc... auf der »hoamseitn«: www.querschlaeger.at

Thomas Neuhold

FRÜHJAHRSPUTZ

JAMES CARR

The Complete Goldwax Singles

Kent/ Record Shack

Herzergreifender Sixties-Deep Soul mit schwersten Gospel-Erdungen, der zwischen dem Prinzip Hoffnung (»I've Got My Mind Messed Up«), absoluter Gottverlassenheit (»The Dark End Of The Street«) und ambivalenten Seelenzuständen, bei denen sich verzweifelte Zärtlichkeit und kaltblütigsten Zornausbrüchen duzen (»She's Better Than You«), in den tiefsten Gefühlswallungen wühlt. Absolut Hardcore und bester Memphis Soul jenseits des Stax-Imperiums.

SUPER BREAKS, Vol. 3

BGP/Record Shack

16 mal unverzichtbares DJ-Futter aus Funk, Soul und Jazz bei dem sich auch Beck (»Loser«), Jurassic 5 (»Jayou«) und der Wu Tang Clan (»Tearz«) bedient haben. Hier gibt es die gesampelten Tracks in fetter Originallänge.

TIGERBEAT

No. 1

Exile On Mainstream Records/Ixthuluh

Garagen-Punk im Geiste von The Cramps, Pussy Galore, Jon Spencer Blues Explosion gemixt mit Heimelektroniker-Trash wiederaktivierter No Wave-Agenden. Ergibt eine rotzig-verzogene Kaltschnäutzigkeit von absolut unzeitgemäßer Rock'n'Roll-Defianz im Zeichen klebriger Second-Hand-Phantasien. Glam & Glitter am Disco-Klo miteingeschlossen.

AMERICAN GIGOLO –

Mixed By Tiga

International DeeJay Gigolo Records/Ixthuluh

Mix-CDs sind ja so eine Sache. Meist verbergen sich dahinter stinknormale Hit-Sampler, wo im Gegensatz zu den »Bravo Hits« die einzelnen Tracks halt ineinander fließen. Ganz anders »American Gigolo«. Hier mixt Tiga (ein Teil des Duos Tiga & Zyntherius, das mit »Sunglasses At Night« Ende letzten Jahres den sleazy Gigolo-Electro endgültig in die Charts brachte) die einzelnen Tracks von Gigolo-Acts wie Tuxedomoon, Ex-Soft Cell Marc Almond (!), Dopplereffekt, Miss Kittin & The Hacker, Jeff Mills oder Fischerspooner nicht nur wie wild durcheinander (da laufen sich schon mal drei, vier Tracks gleichzeitig über den Weg), sondern generiert daraus auch noch einen eckigen Achterbahn-Electro-Groove-Flow, der das Prädikat »Remix« wirklich verdient.

JOHNNY OTIS & FRIENDS

Watts Funky

BGP/Record Shack

Rauher 70er-Funk mit groovenden Jazz-Eskapaden aus dem Hause des griechischstämmigen Rhyhtm'n'Blues/Rock'n'Roll-Miterfinders Johnny Otis. Inklusive des 1972er Hits »The Humpty Dump« (!), »Strawberry Letter 23« (Sohnemanns Shuggies Original des späteren Welthits der Brothers Johnson) sowie dem Proto-Disco-Stampfer »Funky Disco Boogie«.

CROSSOVER

Fantasmo

International DeeJay Gigolo Records/Ixthuluh

Ultraminimalistisches New Yorker Art-Scene-Duo, dass sich natürlich hoffnungslos in die neugewellten Electro-Achziger verschaut hat. Bereichern das Genre dabei jedoch um die immer wieder gerne unterschlagenen Aspekte frühester Electro-HipHop-Errungenschaften (Afrika Bambaataa, Grandmixer D.ST) und stehen damit recht cool allein auf weiter Flur da. Die beste Gigolo-Veröffentlichung seit der bahnbrechenden Fischerspooner-CD!

Didi Neidhart

Lauschtipp: Cafe Bizarre – Sonic Adventures mit Didi Neidhart, jeden Sonntag, von 18.00 – 19.00 auf der Frequenz der Radiofabrik (107,7 MHz). Gehört gehört!