www.doew.at
Unangenehme Wahrheiten und Schreckensmeldungen für Gutgläubige
„Das Wochenblatt »Zur Zeit« hat einen prominenten Neuzugang zu vermelden: Franz Schönhuber, ehemaliger Vorsitzender der Republikaner und bis heute eine der zentralen Figuren des europäischen Rechtsextremismus, verfasst nun Gastkommentare.“
Die Nachricht stammt aus der Rubrik »Neues von ganz rechts« der online-Seite des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, kurz DÖW (www.doew.at). Das politisch Brisante: Bei Zur Zeit handelt es sich um das Wochenblatt des ehemaligen Kulturberaters und ewigen Rechtsaußen Andreas Mölzer, dem auf ÖVP-Betreiben noch vor kurzem eine deftige Presseförderung zuteil wurde.
Die Republik – und damit die derzeitige Bundesregierung - fördert gemeinsam mit der Stadt Wien auch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, das derlei politischen Peinlichkeiten akribisch dokumentiert und archiviert. Konflikte scheinen daher vorprogrammiert: Das Dokumentationsarchiv kommt etwa in der ORF-Berichterstattung kaum mehr vor – ein Grund ist wohl auch die Resistenz gegen die von der Regierung verordnete „Geschichtsschreibung neu“.
Das DÖW, von ehemaligen WiderstandskämpferInnen sowie von engagierten Wissenschaftlern gegründet, ist seit 1983 eine Stiftung, die inhaltlichen Schwerpunkte liegen bei den Themenfeldern Widerstand und Verfolgung, Exil, NS-Verbrechen, insbesondere Holocaust, NS- und Nachkriegsjustiz - und vor allem auch beim Rechtsextremismus nach 1945.
Neben dem ausführlich wissenschaftlich-theoretischen Teil ist vor allem auf das seit dem Relaunch der Seite verfügbare »DÖW Volltextarchiv« hinzuweisen: hier ergeben allein die Stichworte »Andreas Mölzer« 59 Volltreffer.
Wer sich nun fragt, warum denn Mölzer – und mit ihm eine Reihe von FPÖ Politikern - auf der Seite des Dokumentationsarchives aufscheint, der klicke auf die Definition „Zum Begriff des Rechtsextremismus“ von Brigitte Baier-Galanda.
Eine weitere Datenbank, die „Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer“ enthält Informationen (Name, Vorname und Geburtsdatum des Opfers, der Zielort der Deportation und - soweit bekannt - das Todesdatum) zum Schicksal von rund 61.000 österreichischen Opfern des Holocaust und wird laufend erweitert.
Das DÖW zeigt sich zudem den neuen Kommunikationsbedürfnissen angepasst: der Newsletter kann per email abonniert werden, die elektronisch erfassten Bestände der Bibliothek können per WAP-tauglichem Handy abgerufen werden. Allerdings: Wegen diverser gerichtlicher Auseinandersetzungen mit der FPÖ wird das DÖW von der Regierung „nicht gerade geliebt“ (Leiter Wolfgang Neugebauer im »Falter«) Die Förderlage ist deshalb angespannt – dem Förderverein können sie auch online beitreten.
Das Dokumentationsarchiv verweist auf seiner Einstiegsseite auf die inhaltlich verwandte www.nachkriegsjustiz.at - hier können seit 11. März 2002 Details zur gerichtlichen Ahndung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Österreich abgerufen werden. Im Kuratorium: Altbundeskanzler Franz Vranitzky und Heinrich Neisser. Letzterer war zweiter Nationalratspräsident und Wissenschaftsminister der ÖVP. Wie sauer stößt dem Antifaschisten wohl die Förderpolitik seiner NachfolgerInnen auf?