jänner-februar 2002

an uns

Betreff: Artikel »Aura der Verwesung« aus der kunstfehler-Ausgabe Dezember 2001

Lieber Doc Holliday,

als Mitorganisator von »Satchmo Meets Amadeus« begrüße ich kritische Auseinandersetzung mit unserer Tagungsthematik, allerdings habe ich sie vor Ort von deiner Seite vermisst (warst du vielleicht gar nicht da?). Sich kritisch mit der Kommerzialisierung von Mozart, seinen Kugeln und mit der Vermarktung von Louis Armstrong als guten alten Onkel Tom des Jazz auseinanderzusetzen war unser Ziel und hat auch stattgefunden. Sich als Historiker mit der Vergangenheit zu beschäftigen liegt in der Natur der Sache. Der gegenwärtige und historische (ja zum Kuckuck, um den gegenwärtigen zu verstehen, muss man auch in die Vergangenheit schauen) Rassismus ist seit Jahren Thema der Forschungs-, Lehr- und Publikationstätigkeit besonders von Reinhold Wagnleitner – ihm »Geschichtsklitterung« vorzuwerfen, zeugt von bodenlosem Unverständnis.

Der Zuckerguss-Jazz für die Upperclass-Twits, wie er im Festspielhaus zelebriert wird, ist auch nicht mein Ding, aber Satchmo war seinerzeit nicht nur musikalisch ein Revolutionär („Du kannst auf der Trompete nichts spielen, was Satchmo nicht schon gespielt hätte“ – Miles Davis, noch so ein angestaubter Jazzer aus der Vergangenheit), sondern auch gesellschaftlich (er ging aus New Orleans weg, um in sogenannten »gemischtrassigen« Bands vor ebensolchem Publikum spielen zu können und hat in seinem Leben einige Millionen Dollar zu Gunsten des Civil Rights Movements ausgegeben). Der aktuelle Rassismus mancher Salzburger KulturkritikerInnen scheint sich im Moment hauptsächlich gegen HistorikerInnen zu richten – wiederum müsste man, um die Gründe dafür zu eruieren, in die Vergangenheit schauen.....

Viele Grüße, Erwin Giedenbacher

Hi Kunstfehler-Redaktion!

Habe heute den neuen KF bekommen, was mich ansonsten sehr freut. Allerdings war diesmal etwas dabei, das sämtliche Niveau-Vorstellungen nach unten durchschlägt. Hollidays JAZZHERBST-Publikumsbeschimpfung war so unter aller Sau, dass er sich gefälligst am eigenen Rüssel packen sollte. Dass nebenbei mit dieser Neid-Publizistik ein Staberl am Pannenstreifen überholt wird, sollte sich euer Team einmal überlegen.

Grüße, Ernst P. Strobl (SVZ)