jänner-februar 2002

Peter Riegersberger
gelinkt

Zur Lage der Netz.Nation

Das Jahr 2001 hat zu Verwerfungen in der österreichischen Netzkultur-Szene geführt. Was die Kultur- und Medienpolitik betrifft, so konnten keine nennenswerten Änderungen beobachtet werden. Zwar wurden im Rahmen der eEurope-Implementierung in Österreich viele schöne Worte um ein »eAustria« gemacht, passiert ist jedoch herzlich wenig: Offensichtlich wird die Netzkultur bei der Kulturpolitik nicht ernster genommen als in der Ära Wittmann, was die fatale und halbherzige Nicht-Beachtung dieses noch jungen Feldes mit sich führt. Sowohl Politik als auch Ministerialstrukturen sind nicht dazu in der Lage, mit Organisationen, die sich an den Schnittstellen von Kultur, Kunst, Technologie, Forschung und Bildung bewegen und sich damit programmatisch und bewußt über bestehende, althergebrachte Grenzziehungen hinwegsetzen, in entsprechendem Maße umzugehen. »eAustria« ist nicht dazu in der Lage, den Eindruck zu erwecken, dass man seitens der Politik hier nennenswerte Änderungen herbeiführen möchte. Um eben diesen Umstand zu ändern, wurde das konsortium.Netz.kultur (http://www.konsortium.at) aus seinem Schattendasein der informellen Kooperationsplattform einiger Netzknoten geholt und als Interessenvertretung der Netzkultur konstituiert. Mehr dazu unter:

http://www.konsortium.at/riegersperger-konsortium.html und http://www.konsortium.at/info.asp?topic=info&lang=de . Der Kulturpolitik totale Untätigkeit vorzuwerfen, wäre aber ungerecht: Immerhin hat man sich mit viel Fleiß und Mühe daran gemacht, Public Netbase (http://www.t0.or.at), dem ältesten österreichischen Netzkulturknoten, zu Leibe zu rücken: Sie wurde bereits 2000 unter nie ganz geklärten Umständen einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen, deren Motivation im Dunkeln liegt.

Ein Resultat war die Kürzung der Basisförderungen für 2000 und 2001 um 60% auf jeweils eine Million ATS. Projektförderungen wurden zu 100% gestrichen. Diese erst im April 2001 ausgesprochenen Kürzungen wirkten sich natürlich fatal für die Finanz- und Arbeitssituation von Public Netbase aus. Verzögerungen und Verschleppungen im MuseumsQuartier (in dem Public Netbase situiert ist) taten ihr Übriges, um die Situation zu verschärfen. Kurz vor Weihnachten gab es dann doch noch einen Lichtblick: Mit einem offenbar äußerst erfolgreichen eMail-Protest der IG Kultur konfrontiert, versprach der Wiener Kulturstadtrat Mailarth-Pokorny ATS 1,8 Mio. für den Betrieb 2001.

Der Jahresrückblick fällt dementsprechend ernüchternd aus:

Wo die Verlängerung des Status Quo als Erfolg gefeiert werden muss, scheint die Zukunft düster.