jänner-februar 2002

Thomas Neuhold
leitartikel

Verhindererpartie

Am Anfang stand der Aufstand des Stadt-Salzburger (Klein-)Bürgertums. In vielfältigster Form kämpften Einzelpersonen, Initiativen, politische Gruppen und Medienleute für den Erhalt von Altstadt und Grüngürtel, gegen den Würgegriff von Spekulanten und Betonierern. Die Erfolge waren an den Wahlerfolgen der frühen Bürgerliste und sind am heutigen Erscheinungsbild des Weltkulturerbes ablesbar: Kaum jemand, der sich der Faszination der Altstadt bei einem abendlichen Spaziergang entlang der Salzach wirklich entziehen kann. Die verdienstvollen Aktivisten von damals haben politisch längst abgedankt.

Heute haben die Verhinderer das Sagen. Es ist eine unselige Konstellation, die sich da über der Landeshauptstadt zusammengebraut hat. Während an den Stadträndern selbst in historisch sensiblen Bereichen wie vor Schloss Kleßheim nach wie vor geklotzt wird, was die Bauflächen hergeben, agitieren innerhalb der Stadtgrenzen Kleinformat und Freiheitliche im Doppelpass gegen alles, was nur irgendwie nach Urbanität oder Modernität riecht.

Der aktuelle Fall Makartplatz ist das jüngste Beispiel dafür. Kein Mensch kann wirklich erklären, was an dem überdimensionalen Kreisverkehr samt zentralem Hundeklo erhaltbar sein soll. Der Verweis auf das Weltkulturerbe ist angesichts des Ist-Zustandes schlicht lächerlich. Aber um wirklichen Schutz geht es ja auch nicht. Das Thema Pflasterung eignet sich für die Verhindererpartie einfach vorzüglich, um auflagensteigernd und stimmenmehrend eine ressentimentbeladene Kampagne zu starten.

Der im vergangenen Jahrzehnt so oft beklagte Stillstand in der Stadt hat auch (oder: gerade) im Treiben der Verhindererkoalition seine Ursache. Dabei wäre längst bewiesen, dass auch unter den - zweifelsfrei notwendigen - wachsamen Augen von ExpertInnen und Öffentlichkeit moderne Projekte verträglich sein können. Macht aber das Beispiel der FPÖ-Bürgerbefragung zum Makartplatz Schule, dann droht Salzburg endgültig an seinen vermeintlichen Schützern zu ersticken.