dezember 2001

Thomas Neuhold
geschaut

Platz der Peinlichkeiten

Manchmal ist Salzburg einfach zum Schämen. Die Diskussion um den Makartplatz ist so ein »Manchmal«. Hier eine politische Partei, die allen Ernstes ein Bürgerbegehren für die Beibehaltung eines überdimensionierten Kreisverkehres samt integriertem Hundeklo startet und auch noch 4.000 des Unterschreibens Mächtige dafür findet; da eine andere Partei, die überrascht vom Erfolg der Verhinderer-Partie Monate nach ihrer Zustimmung zur Tiefgarage unter dem Makartplatz draufkommt, dass eine Garage ja auch Autoverkehr anzieht. Sie hat nun ihrerseits ein Bürgerbegehren in Sachen Verkehrsberuhigung gestartet und wird wohl auch genügend Autogramme bekommt, deren Urheber in der hiesigen Wählerevidenz aufscheinen.

Dazwischen steht das staunende Volk, der Architekt und sein Entwurf. Dabei hätte es der Podrecca-Plan durchaus verdient, einer ernsthaften Diskussion unterzogen zu werden. Dann würde nämlich schnell klar, dass der Entwurf gar nicht so progressiv ist, sondern in seiner Grundhaltung durchaus ins katholisch-lodenbemantelte Salzburg paßt. Die Sichtachsen sind klar und konservativ auf die Kirche ausgerichtet. Brüche und Irritationen finden nicht statt. Bei näherer Betrachtung sind auch die umstrittenen begrünten Quader kein echter Aufreger. Sie sind schlicht mit Efeu bewachsene Straßenlaternen. Bestenfalls offene Wasserläufe an der Oberfläche wären eine Attraktion - zumindest im Hochsommer. Immerhin: Podrecca hat den jetzigen Rübenacker wenigstens als urbanen Raum begriffen. Touristen müßten nicht länger unter Lebensgefahr mitten auf der Straße für ein Photo von Mozarts-Wohnhaus stehen bleiben. Allein dies wäre Grund genug, nach seinen Ideen bauen zu lassen.