dezember 2001

Sabine Jenichl
zu gast

„Die ARGE ist aus Salzburg nicht mehr wegzudenken“

Das Kulturgelände Nonntal feierte sein 20-jähriges Bestehen

Mit Demonstrationen und anderem Aktionismus gegen eine Kultur, die ausschließlich von »hochkulturellen« Festspielen geprägt war, nahm alles seinen Anfang.

Im November 1981 konstituierte sich die Protestbewegung schließlich zur »ARGE Rainberg«. Sechs Jahre später wurde die »ARGE Kulturgelände Nonntal«, eröffnet.

Gefeiert wurde das 20-jährige Bestehen des größten autonomen Kulturzentrums Westösterreichs in einem dreitägigen Fest Ende Oktober. Neben einer Ausstellung »20 Jahre ARGE« samt Videopräsentation waren zahlreiche Life-Acts aus den verschiedensten Bereichen von Kunst und Kultur zu sehen. Mit einer Besucherzahl von „geschätzten 15.000“ zeigt sich Gerhard Wohlzog, langjähriger Geschäftsführer der »ARGE«, sichtlich „zufrieden“. Der Großteil des Publikums sei aber nicht gekommen, um „das Jubiläum als solches zu feiern“. Vielmehr waren es Ostbahn-Kurti oder Hubsi Kramer, die Leute ins Nonntal lockten.

Das partielle Ausbleiben „der Leute von damals“ führt Wohlzog auf „organisatorische Probleme“ zurück. „Wir haben die Einladungen zu spät verschickt“. Dennoch waren „einige der ersten Stunde aufgetaucht“.

Wie Tontechniker und Radiofabrikler Marcus Diess, der bei den Demos schon „im zarten Alter von 17 Jahren“ in den vordersten Reihen zu finden war. Oder Birgit Sattlecker, ehemals Mitglied der aktionistischen Theatergruppe »Mitzis Brötzner« und Mitbegründerin der Bewegung »ARGE Rainberg«. „Der politische Druck, den wir damals ausgeübt haben“, so die heute nicht mehr aktive Schauspielerin, hat sich „in der »ARGE« manifestiert“. Für sie ist das Areal „ein wichtiger Treffpunkt und Veranstaltungsort, der aus Salzburg nicht mehr wegzudenken ist“. Wie Sattlecker und zahlreiche andere Gäste hält auch die Sozialwissenschaftlerin Uli Gschwandter, seit kurzem wieder im ARGE-Vorstand, das „Fest für gelungen“. Ihr gefällt „der bunte Haufen, der seit drei Tagen hier herumsteht“. Auch Josh, der „als Mensch und Musiker immer wieder gern in der »ARGE« zu Gast ist, war bei den Demos Anfang der 80er Jahre dabei. „Der Biss eines Polizeirottweilers ist aber bereits verheilt.“ Mark und seine »Stammtischbrüder« sind hier, um „drei Tage lang ein Relikt zu feiern“, das für Salzburg „wichtig ist“. Der mit einer Pinzgauerin verheiratete Schwabe schätzt auch „den Beislcharakter“. Hier „trifft man immer wieder nette Leute“. Für seinen Freund Edi ist „die ARGE“ das „little Manhattan von Salzburg“. Ein „Schmelztiegel von verschiedenen Meinungen und Kulturen“.

Zieht Wohlzog nach 20 Jahren Bilanz, sieht er „die Ziele von damals im Großen und Ganzen verwirklicht“. Optimistisch stimmt ihn vor allem „die politische Aufbruchstimmung der letzten Jahre“. Die Flaute in den Jahren zuvor sei „bereits vergessen“. Der optimistische Blick in die Zukunft hat aber noch einen anderen Grund. Einen Tag vor Beginn des Festes erfuhr Wohlzog von der seit langem ausstehenden Zustimmung des Bundes – die von Stadt und Land Salzburg liegt seit mehr als zwei Jahren vor – zum Uni-Projekt Nonntal. Der Wettbewerb soll noch im November ausgeschrieben werden. „Geht alles seinen normalen Weg“ wird das neue Kulturgelände im Frühjahr 2004 eröffnet.