dezember 2001

Thomas Randisek

„...unsere Handschrift, bei aller Not“

Die Kulturbudgets kämpferischer Sozialdemokraten

Stadtlöwe Schaden

Bürgermeister Heinz Schaden ist Ressortchef für Kultur und Finanzen, im Zweifel aber vor allem Finanzressortchef. Dessen Devise: Sparen! Und zwar ohne Wenn und Aber, linear werden die Budgets um drei Prozent gekürzt, so auch das Kulturbudget. Das Perfide daran: Einige größere Organisationen im freien Kulturbereich trifft diese Kürzung nicht, die kleineren Organisationen haben das Minus zu tragen. Teilen und Herrschen, denn das Einsparungspotential im Bereich Kultur beläuft sich auf sagenhafte zehn Millionen Schilling (bei einem Gesamtbudget der Stadt von 5,5 Milliarden)! Die »Strukturen« möglichst unangetastet zu lassen und bei den »Projekten« einzusparen, so das Motto.

Die Drei-Prozent-Kürzung der Stadt ist nur für den Einfältigen eine „gerechte, weil Alle-betrifft-Sache“.

Zu erinnern wäre an Kleinigkeiten wie Schadens Wahlversprechen, die Kulturförderungen zu erhöhen, oder an das Kulturleitbild. Sollte die Salzburger Kulturszene das Kulturbudget 2002 etwa als eine Art Belohnung für die ehrenamtliche Mitarbeit beim »Kulturleitbild« und dessen versuchte Umsetzung auffassen?

Landlöwe Raus

Rechnet man die Inflationsrate weg, bleibt auch hier ein Minus von einem Prozent für 2002. Zur Erinnerung: das heurige Kulturbudget ist ja „das schlechteste seit Menschengedenken“ - minus 33 Prozent wurde es im Vergleich zu 2000 heruntergefahren. Eine neuerliche negative Entwicklung, die die tendenzielle Steigerung der 90er Jahre rückgängig macht. Der Anteil des „freien Kulturbudgets“ am gesamten Landesbudget - ein bloß in Promille messbarer Betrag - beträgt im Jahr 2002 satte 2,9 Promille (sic!).

„3,5 Promille freies Kulturbudget“ so lautet eine alte Forderung vom Dachverband Salzburger Kulturstätten. Der Fehlbetrag, um diese Forderung erfüllen zu können: 10,2 Millionen Schilling/740.000 Euro.

Die Mangelverwaltung, die ihresgleichen sucht, trägt aber „unsere Handschrift, bei aller Not“, wie Landesrat Raus meint. Auch das Land beließ es im Großen und Ganzen beim schlechten Status quo, Gewinner sind die Museen und die Heimatpflege, dies zu Lasten der Musik, der darstellenden Kunst oder die immer noch mit »Schrifttum und Sprache« bezeichnete Literatur. Eine Entwicklung sollte auch die Besonnenen beunruhigen. Der Anteil der »Großen Acht« (Festspiele, Landestheater, Mozarteum Orchester, Musikschulwerk, Museum Carolina Augusteum, Rupertinum, Freilichtmuseum Großgmain, Burgen & Schlösser) nimmt 2002 den Rekordwert von 65,4 Prozent des Kulturbudgets ein. Steigt dieser Wert weiter wie in den vergangenen Jahren, so liegt der Anteil im Mozartjahr 2006 bei 76,2 Prozent und wird, wie vom Dachverband Salzburger Kulturstätten berechnet, im Jahr 2013 das gesamte Kulturbudget verschlingen.

Tapfer kämpfende Sozialdemokratinnen haben wieder einmal eingespart, vorzugsweise bei dem Teil des Kulturbudgets, das nicht auf Grund von gesetzlichen Verpflichtungen ausgegeben werden muss. Der politische Wille der hiesigen SPÖ, etwas für die freie Kulturszene in die Waagschale zu werfen ist inexistent, wenn nicht gerade eine Wahl ansteht.

Und die angebliche Not ist angesichts von Monsterprojekten wie Olympiabewerbung, Stadion und Museum am Berg wohl auch eine hausgemachte. So lässt sich das Verhältnis Kulturstätten und Sozialdemokratie immer noch am besten mit einer alten Gehässigkeit frei nach Peter Turrini zusammenfassen: „Sozialdemokratie ist die Freude des Gesindes darüber, dass sich zwischen dem Herrn und der Magd ein Verhältnis anbahnt und die Enttäuschung darüber, dass er sie letztendlich doch nicht heiratet“.

Eine ausführliche Analyse der Kulturbudgets finden sie unter: www.kultur.or.at/facts