dezember 2001

Wiglaf Droste

Tschüssikowski, Grüne

Eine hirn- und nutzlose Bande verabschiedete sich endgültig

Für Menschen, die sich nicht mit dem Absondern moralischer Blasen abspeisen lassen, waren die deutschen Grünen schon lange ein erledigter Fall. Nachdem sie am 16. 11. mehrheitlich dem Einsatz der Bundeswehr im Afghanistankrieg zustimmten, sollten auch ihre letzten Wähler begriffen haben, was sie mit ihrer Stimme legitimieren: eine billige Mehrheitsbeschafferin für die SPD, mehr ist die grüne Partei nicht, eine ökologisch gefärbte FDP, eine Partei für Architekten, Zahnärzte und Lehrer, die gerne ein gutes Gewissen hätten, wenn sie abends ihre Brut zu Bett bringen. Damit ist es nun endgültig vorbei, und nur Stupidixe können das für einen politischen Verlust halten.

Angetreten waren die Grünen vor 22 Jahren mit der Forderung nach Ausstieg aus der Kernenergie, nach Beendigung von Wettrüstung, nach Ächtung des Krieges als Mittel der Politik und, geprägt durch die düstere Alle-machen-alles-mit-Erfahrung des deutschen Herbstes 1977, nach der Stärkung bürgerlicher Freiheitsrechte, also nach der Zurückweisung staatlicher Sicherheitsbegehren. All diese Positionen haben die Grünen nicht nur geräumt, sondern darüber hinaus systematisch verleumdet. Das nennen sie Realpolitik - eine bezeichnende Vokabel, die jeden Nichtopportunisten als irreal, als irrsinnig denunzieren soll. Seit Jahren betreiben die Grünen diesen Rechtspositivismus: Was immer geschieht, ist deshalb auch legal, falls nicht, wird es nachträglich legalisiert. Dabei haben grüne Politiker ihre Klientel nie mit einer vernünftigen Strategie bei der Stange gehalten, sondern stets mit Moral. Jedes Mal, wenn es an diese schwammige und notorisch schwindende Substanz ging, haben die Grünen die noch verbliebenen Reste davon fortgeworfen und das bevorzugt unter Tränen. So sind die Grünen, politisch längst bedeutungs- und nutzlos geworden, medialästhetisch eine ganz besondere Pest: Immerzu müssen sie die Öffentlichkeit mit dem Vorzeigen ihrer tatsächlichen oder auch nur eingebildeten, ritualisierten Schmerzen behelligen und heulend und flennend Krieg absegnen.

Vier grüne Abgeordnete stimmten gegen den Kriegseinsatz der Bundeswehr - zu wenig, um mehr zu sein als ein Feigenblättchen für die Basis: Seht her, es gibt noch ein paar Kriegsgegner bei den Grünen. Na toll, und so wird esauch nach ihrer heutigen offiziellen Toterklärung weiter Grüne und Grünenwähler geben - die sind sogar noch dümmer, als Otto Schilys deutsche Polizei erlaubt, und die erlaubt nicht mehr viel. Eine dringende Empfehlung aber kann man den grünen Kameradinnen und Kameraden nicht ersparen: Wenn sie schon durch jeden Reifen springen, den der Absolutist Schröder ihnen hinhält, dann möchten sie sich bitte das moralische Gekasperle im Vorfeld verkneifen. Wer die Konsistenz eines Spiegeleis hat, läuft halt aus, wenn einer kommt und hineinsticht. Dass mit dem Ende der Grünen auch der unappetitliche Anblick menschlicher Glibbermasse verschwinden wird, ist eine erfreuliche Aussicht. In diesem Sinne den Grünen von ganzem Herzen ein erleichtertes Tschüssikowski.