november 2001

Anton Gugg
geschaut

Klub der Kamera-Narren

Die Galerie Fotohof ist reife zwanzig

Es war einmal ein loses Grüppchen Salzburger FotografInnen, die genau vor Jahren die Zeit zum gemeinsamen Handeln gekommen sah. Vereint ist man beim Propagieren von Ideen und in der Verteidigung der Autorenfotografie einfach stärker als jeder Einzelkämpfer und das gerade in einer Sparte, die vor zwei Dezennien lange nicht von allen Kunstfreunden anerkannt und geschätzt wurde. Das dachten goldrichtig damals Kurt Kaindl und Michael Mauracher - die beiden mitgewachsenen und allzeit laufenden Motoren der Galerie Fotohof, die sich gegen alle Widerstände und Konkurrenz nicht nur in der Mozartstadt durchgesetzt und das Unternehmen beachtlich in Schuss gehalten haben. Das Fotohaus an der idyllischen Nonntaler Platzinsel hat sich seinen Stellenwert in Österreich hart erkämpft und muss bei schrumpfenden öffentlichen Budgets und dem wachsenden Wien-Zentralismus auch in puncto Kamerakunst weiter um Geld und Profil kämpfen. Aber auch in der Stadt Salzburg gibt es beim Präsentieren von Fotoart wie auf dem Sektor der Avantgarde Parallelaktionen. »5020« und Kunstverein wenden sich an dieselbe Publikumsklientel. Nicht anders auf dem fotografischen Sektor, auf dem sich das Rupertinum und die Nonntaler mehr oder weniger konkurrenzieren. Eigentümlicherweise hat die kleinere Vereinsinstitution dem Landesmuseum in diesem Wettstreit die Schau gestohlen, denn mit vielfältigen Aktivitäten, einer hierzulande singulären öffentlichen Bibliothek, attraktiven Jahres-Ausstellungsprogrammen, Didaktikprogrammen, sorgfältig gestalteten Editionen und einem kürzlich gegründeten Selbstverlag mit einem bis nach Amerika reichenden Vertriebssystem hat sich Nonntal einen sehr guten Namen gemacht - der in Österreich nur durch die Grazer Weltspitzenpublikation »Camera Austria« überflügelt wird. Die Außenwirkung dieses österreichischen Juwels mag nicht zu übertreffen sein. Dafür brilliere die Fotogalerie Nonntal als „kleines Kompetenzzentrum“ mit besonderen Informations-, Weiterbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, gibt Vereinsobmann Rainer Iglar zu bedenken. Professionellen FotografInnen, VideofilmerInnn und KünstlerInnen kann man seit kurzem eine »Digitale Dunkelkammer« anbieten und somit kostengünstig die Arbeitspraxis dem internationalen Standard anpassen. Der Bedarf für derartige Bearbeitungsmöglichkeiten ist groß, wie der Zuspruch von Schulklassen, Studenten, Berufsfotografen und Videokünstlern zeigt.

Wie hält es die Galerie Fotohof mit der gelegentlich von außen bekrittelten Selbstdarstellung ihrer Mitglieder? Dazu darf festgehalten werden, dass die Nutzung des Ausstellungspodiums für eigene Interessen eher sehr zurückhaltend ist. Vielmehr setzt man auf internationale Verbindungen und Fotokünstler, die in diesen Breiten noch nicht gezeigt wurden. Im kommenden Jahr stehen zum Beispiel die Retrospektive Denis Roche, Präsentationen slowenischer und britischer Fotografie und eine Werkschau Inge Morath auf dem Ausstellungsfahrplan. Im Sommer ist Lynn Cohen von der Sommerakademie zu Gast.

Die Fotogalerie Nonntal, die ohnehin auf Angestellte verzichtet, wird vom allgemeinen Kultur-Geldschwund nicht verschont. Einnahmen im Jahresvoranschlag 2001 konnten nicht erreicht werden, da Subventionen von Stadt, Land und Bund nicht in kalkulierter Höhe gewährt wurden, heißt es dazu lakonisch. Man muss sich eben auch im Nonntal in der Kunst des Verzichtens üben. Diverse Messebeteilungen, die internationes Echo gebracht hätten, wurden "gespritzt", ebenso Artist-in-Residence-Programme, Mappeneditionen und Kurse. Auch die Bibliothek konnte nicht weiterwachsen. Zum Geburtstag gibt es also keine Buttercremetorte, sondern ein paar trockene Kekse. Und hoffentlich finden sich weiter »Foto-Narren« für die nächsten 20, öffentlich mehr oder weniger beachteten Arbeitsjahre.