november 2001

Doc Holliday
zu gast

maschek

„Seit dem 11. September ist doch alles anders“. So oder so ähnlich trompeten es beinahe alle „westlichen“ Meinungsmacher und Politiker in die weite Welt hinaus. Prompt erließen die Herren der (gleichgeschalteten) Flimmerkistenbilder sowohl ein Humorverbot als auch eine Betroffenheitsdirektive, und die Kulturkrisis-Feuilletonisten riefen gar das „Ende der Spaßgesellschaft“ aus. (Damit hätten die islamistischen Fundamentalisten und ihr Terror-Laden wohl erneut einen Erfolg zu verbuchen - denn Spaß kennen, haben oder tolerieren diese frommen Bartwisch überhaupt keinen!)

Maschek, das Wiener Trio (mit oberösterreichischen Wurzeln), trat am 26. September in der ARGE im Rahmen der Reihe »Expanding Realities« (die immerhin Höhepunkt des Jahresprogramms ist) auf und mag kurz überlegt haben, ob sich der Aufwand lohnt. Wegen der spärlichen Zuschauerkulisse nämlich, die für die Veranstaltung eigentlich den Titel »The Return Of The Incredible Shrinking Audience« nahegelegt hätte.

Nun zum gelungenen Teil: Die drei Herren Hörmanseder, Salamun und Stachel machten ihrem Namen Maschek alle Ehre. Das begann schon - Karl Valentin schau oba - mit dem Anfang: Die Bühne betraten Maschek von derselben Seite - also von hinten. Gut gemacht! Ähnlich souverän ging es weiter. Maschek veredeln und erklären Video-Bilder, meist Juwelen aus der ORF-Schatzkiste, indem sie diese mit einem „neuen Ton“ versehen, quasi live synchronisieren. Damit rücken sie die Dinge ins linke Lot und beseitigen Unklarheiten. Mascheksche Mediensatire kommt nicht auf Stelzen daher und funktioniert löblicherweise ohne Pathos. Die Parodie mehr oder weniger intellektueller Diskurse wird natürlich durch die den Prominenten innewohnende Lächerlichkeit erheblich erleichtert. Auftritte in diesem Schreckenskabinett hatten etwa HBP Klestil, DJ Ötzi, Nostradamus als Kärntner Sicherheitsbeauftragter, Volksheld Karl Schranz als ORF-Generalintendant (mit Bildern vom Opernball) oder Elmar Oberhauser beim ersten Hermann Maier-Interview nach seinem Motorradsturzflug. Nicht nur New York, auch Radstadt kann mit Unglücksmaschinen aufwarten.

Ein rundum gelungener Abend der Wiener Scherzkekse. Man kann auch sagen: Die Rückkehr der großen Abendunterhaltung. Kein Wunder, dass der ORF diese Herren nicht einmal mit der Kneifzange angreifen möchte.