november 2001

Thomas Neuhold

Brüder im Geiste

Nach den feigen Attentaten: Bezeichnender Applaus von Rechts

Der Anschlag auf die Twin Towers war noch keine 48 Stunden alt und schon hörten wir – im Westen – die bekannten Stimmen: Das multikulturelle Experiment sei gescheitert; der christliche Kulturkreis sei moralisch und intellektuell anderen Kulturen überlegen; die jüdische Ostküste sei selber schuld an den tausenden Toten und ähnliches mehr. NPD-Kader Horst Mahler begrüßte gar das „Ende des amerikanischen Jahrhunderts, des westliche Jahwe-Kults, des Mammonismus“. In Österreich ortete Bischof Krenn im islamischen Glauben eine generelle Anlage zum Fanatismus. Salzburgs FP-Stadtvize Siegfried Mitterdorfer redete offen dem „Kampf der Kulturen“ das Wort.

Kein Zweifel: Die tausenden Toten kamen den Rechten verschiedenster Ausprägungen äußerst gelegen. Die einen sehen – ganz im Einklang mit den Diktaturen in Bagdad, Teheran oder Kabul – einen legitimen Schlag gegen die „jüdische Weltverschwörung“ und stellen wieder einmal die Existenzberechtigung Israels in Frage. Andere Fraktionen wiederum suhlen sich offen in der Jauche des Rassismus. Und »Gemäßigte« können nach dem heimtückischen Mord an tausenden New YorkerInnen und der allgemeinen Verunsicherung ihre autoritären »Sicherheitskonzepte« noch lauter trommeln und auch durchsetzen.

Den pseudoreligiösen, faschistischen Gruppen der moslemischen Welt kann die Orientierung auf einen »äußeren Feind« (gerade seit Beginn der US-Bombardements in Afghanistan) sowieso nur recht sein – sie ist ihr Lebenselixier. Der beachtliche Zulauf zu diesen Organisationen mag soziale Gründe haben, ihrem Wesen nach sind sie freilich weder soziale und schon gar nicht demokratische Bewegungen. Schon die Attentate selbst zeigen dies in grausamer Deutlichkeit: Rechter Terror hat immer zur Gewalt gegen Unbeteiligte gegriffen; die demokratische Linke hat – um Friedrich Engels zu bemühen – Gewalt gegen unschuldige Dritte und deren Eigentum immer abgelehnt. Auch links verbrämter Massenterror ist letztlich rechte Gewalt.

Der undifferenzierte Begriff Terror ist in diesem Zusammenhang übrigens irreführend, da immer nur vom Gegner definiert: Hätte der Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela seinen legitimen Kampf verloren, würde er schlicht als Terrorist in die Geschichte eingehen. Terror will die Regeln der Aufklärung außer Kraft setzen, Befreiungskämpfe hingegen stehen letztlich im Dienst des Humanismus.

Der massive Beifall von Rechts nach dem 11. September sollte allen DemokratInnen jedenfalls zu denken geben. Im arabischen Raum wie in Europa: Die Anschläge machen deutlich, dass die extreme Rechte verschiedenste Ausprägungen haben mag, aber immer an der selben antidemokratischen Schraube dreht.

Sie alle sind in gewisser Weise Brüder im Geiste.