november 2001

Thomas Randisek
gelinkt

Ein altes Hausmittel

Hoppala, kann es sein, dass uns ausnahmsweise etwas entgangen ist? Sitzen die „Links-Chaoten“ (© FPÖ & Gesinnungsfreunde) – schon in den Führungsebenen der Polizei? Mitnichten! Der Gendarmeriekommandant von Oberösterreich forderte gemeinsam mit Experten aus der Schweiz und den Niederlanden bloß: „Freigabe von

Cannabis“.

Wenn führende Vertreter der Exekutive zu solch einem Schluss kommen, sollte man sich die Argumente mal kurz reinziehen: „Keine Kriminalisierung der Massen“, „Repression und Bestrafung der Konsumenten führen sich selbst ad absurdum“, „Erhöhter Mitteleinsatz, aber zugleich gestiegene Zahl der Erstkonsumenten und Drogentoten“.

Abgesehen davon, ob Cannabis zu den Drogen zu zählen ist – oder ein altes Hausmittel ist, das einer Dämonisierungskampagne zum Opfer fiel (Moers: »Das kleine Arschloch«) – eine noch ausführlichere Argumentation wie die des Gendamariekommandanten findet sich auf www.legalisieren.at.

Der Verein zur Legalisierung von Cannabis sitzt wohl nicht zufällig in Vorarlberg, das „Schweizer Modell“ der Drogenabgabe wird in Expertenkreisen hoch geschätzt. Hinzu kommt ein reger „kleiner Grenzverkehr“, denn in der Schweiz wird der Konsum und Anbau von Haschisch an über 18-Jährige freigegeben. Die Seite www.legalisieren.at kann getrost als eine der umfangreichsten und profundesten zum Thema empfohlen werden. Unzählige Dokumentationen und Studien, Rechtshilfe, wissenschaftliche, medizinische, politische und ökonomische Fakten und Argumentationshilfen – der Gendamariekommandant und die Legalisierer ziehen an einem Strang. Denn nicht zuletzt zählen die Ergebnisse: Cannabis ist in den Niederlanden in jedem Coffeeshop erhältlich, Kinder im Alter von zehn Jahren werden umfassend über Drogen aufgeklärt. Der Erfolg: Heroin ist für Jugendliche völlig uninteressant, die freiwerdenden Mittel werden gezielt zur Bekämpfung harter Drogen eingesetzt: Holland hat – bezogen auf die Einwohnerzahl – halb so viele Heroinsüchtige wie Österreich.

Ob solche Vorstöße in schwarz-blauen Repressionszeiten eine Chance auf Realisierung haben? Wenn – Gehrers neue Schulpartnerschaft macht derlei Vernaderung erst interessant – in einer Salzburger Schule Schüler unter 16 Jahren, die beim Rauchen (Zigarettchen, wohlgemerkt!) erwischt werden, vor die Alternative gestellt werden „Zeigt euch entweder selbst an oder der Herr Direktor machts!“, ist an eine vernunftbetonte Politik derzeit kaum zu denken! www.legalisieren.at