Cyberkrieg
High Noon im Netz
US-Geheimdienste sprachen schon Monate vor den Anschlägen von der Gefahr eines Cyberwar. Inwieweit die Attentäter aber wirklich das Internet nutzten, ist bislang noch ungeklärt. So geistert in der Netzgemeinde die Behauptung herum, die Terroristen würden Steganografie verwenden, um in Bildern versteckte Botschaften zu versenden. Belege dafür haben seriöse US-Wissenschafter bislang noch keine gefunden.
Der Motor für diese immer wiederkehrenden Annahmen scheint das Streben der Sicherheitsbehörden nach vollständiger Überwachung und Kontrolle des Netzes zu sein. Nichtsdestotrotz tobt im virtuellen Raum der »Infokrieg«. In der Regel manifestiert sich der darin, dass Hacker aufgrund einer Sicherheitslücke eine Webseite mit eigenen Botschaften überschreiben oder bisweilen einen Rechner zur Gänze lahm legen. Kurz nach den Anschlägen erklärte eine internationale Hackergruppe namens »Dispatchers«, dass sie die Informations- und Finanzinfrastruktur arabischer Staaten lahm legen wollten. Die Website der Taliban wurde gecrackt. Als »Antwort« überschrieb der in der Szene für seine Massenhacks bekannte »Doctor Nuker« vom »Pakistan Hackerz Club« (PHC) die Website der amerikanischen World Trade Services. Dort plazierte er in einem Bekennerschreiben seine Sicht der Dinge: Dass die USA, insbesondere der CIA, die eigentlichen Nutznießer der Attacken seien, aber der Islam solche Anschläge nicht rechtfertigen würde. Auf der anderen Seite betätigen sich Hacker als Hilfssheriffs. Kurz bevor die Seite aus dem Netz verschwand, hackte ein »Anonymer Feigling« die Mailingliste der islamistischen qoqaz.de und stellte diese in ein Internetforum: Unter den 532 Adressen auch die eines einzigen angeblichen Terroristen. Der deutsche Chaos Computer Club spricht sich ausdrücklich gegen solche Angriffe aus, schließlich könnten „elektronische Kommunikationsstrukturen [...] gerade jetzt einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung leisten“.