september-oktober 2001

Gerald Gröchenig

Vom Kulturmanager zum Landwirtschaftsexperten

Der burgenländische Lehrer, Musiker, Fußballer, Schauspieler, Kulturmanager und Radiomacher Josko Vlasich sitzt für die Grünen im Landtag

Als Sänger der Rockgruppe »BRUJI« gastierte er vor einigen Jahren im Kulturgelände Nonntal, und auch sonst kann der langjährige Leiter des kroatischen Kulturzentrums »KUGA« in Grosswarasdorf auf ein breites Betätigungsfeld verweisen: als Lehrer unterrichtete er Deutsch und Russisch, als Schauspieler wirkte er bei den Schlossspielen Kobersdorf oder bei Filmen wie »Kaisermühlen-Blues« oder »Muttertag« mit, als Fußballer schaffte er es bis zum UEFA-Teamspieler, als Radiomacher war er bis 1994 freier Mitarbeiter in der kroatischen Redaktion des ORF und zuletzt Chefredakteur des Senders »Antenne 4«.

Wie kommt man da im Alter von 50 Jahren plötzlich auf die Idee, in die Politik zu gehen? Schuld daran waren einige Umstände und eine Erkenntnis: Die Umstände waren der Ärger und die Frustration darüber, wie die Politik mit den Leuten umgeht, der ständige Kampf um Fördergelder für Kultur und Soziales, und die Arroganz einer ÖVP, die sich im Schatten des burgenländischen Banken-Skandals bereits als sichere Sieger fühlten und das alle anderen auch spüren ließen. Die Erkenntnis kam ihm, als er gefragt wurde, ob er nicht für die Grünen kandidieren wolle: dann agiere er ja mit diesen Politikern plötzlich auf gleicher Ebene, und das empfand er als eine reizende Herausforderung.

Seinen ersten politischen Erfolg feierte er lange vorher, bei der Zwentendorf-Volksabstimmung: Er konnte ein SP-Mitglied überzeugen, gegen das Kernkraftwerk zu stimmen. Den Erfolg verdankte er nicht seinen Argumenten, wie Josko ehrlich zugibt: sein Gegenüber war um vier Uhr früh einfach von seiner Ausdauer überwältigt. Diesen sportlichen Ehrgeiz brachte er auch in den Wahlkampf mit: Bei 700.000 Schilling Wahlkampfbudget (die ÖVP verpulverte zehn Millionen) war persönlicher Einsatz gefragt. Doch alle Großbogenplakate und Werbegeschenke halfen den schwarzen Wahlwerbern wenig: Flugblatt-Verteiler Vlasich brachte es zuletzt auf 25 Prozent Bekanntheitsgrad und hatte einen gehörigen Anteil daran, dass die Grünen mit zwei Mandaten den Sprung in den Landtag schafften.

Seinen Entschluss, in die Politik zu gehen, hat Josko bis heute noch nicht bereut. Innerhalb der Fraktion ist er für die Bereiche Volksgruppen, Jugend, Bildung, Kultur und Landwirtschaft zuständig. Sich in Sachgebiete einzuarbeiten, empfand er als Herausforderung. Dass er als ehemaliger Künstler in der Landwirtschaft kompetent mitmischt, erfüllt ihn mit Genugtuung. Und wenn dann über Initiative der Grünen erreicht wird, dass die burgenländischen Landesküchen nur mehr Lebensmittel aus der biologischen Landwirtschaft verwenden, oder dass StudentInnen in burgenländischen Fachhochschulen keine Studiengebühren zahlen müssen, dann macht diese Arbeit Spass.

Natürlich gibt’s auch Schattenseiten: Der Kumpel von früher, mit dem man sich gerne auf eiunen Plausch einließ, wird jetzt als Politiker behandelt. Selbst im Dorfwirtshaus ist er nicht mehr der »Josko«, sondern der Abgeordnete, der durch seinen Einsatz auch polarisiert. Während er in seinen früheren Tätigkeitsfeldern Aufgaben selbst anpacken konnte, heisst es jetzt, sich in Geduld zu üben: wenn er mit Visionen und Szenarien über die ländliche Entwicklung im Rahmen der Erweiterung der EU aufwartet, über die Chancen von Bildung, Mehrsprachigkeit reflektiert, dann lässt man ihn schnell spüren, dass er bloß einer kleinen »Fünf-Prozent-Partei« angehört.

Aber trotz Landtag bleibt auch wieder Zeit für anderes: Mit den Rockern von »BRUJI« hat er heuer schon drei Konzerte gegeben, „mit großem Erfolg“, wie er versichert. Der wird ihm bei seinem Einsatz auch in der Politik nicht verwehrt bleiben.