september-oktober 2001

kurzfehler

kurzfehler

„Auch der Krebs hat seine guten Seiten“ (Qualtinger/Turrini) und die schwarz-blaue Regierung beschert der heimischen Gesellschaft einen Politisierungsschub. So veröffentlichte ein »Verein zur Förderung medialer Vielfalt und Qualität« zu Sommerbeginn die Nullnummer eines ambitionierten Zeitschriftenprojektes: »Malmoe«, im Untertitel „eine alltagsbegleitende Maßnahme“, könnte das Sprachrohr der heimischen Poplinken werden. Mit dem ebenso koketten wie korrekten Motto »Gute Seiten - Schlechte Zeiten« wollen die Macher gegen Medienkonzentration und Einheitszeitung ankämpfen. Hipness verpflichtet, also liegt ein Themenschwerpunkt bei zeitgenössischer Jugendkultur und elektronischer Musik. Electro Indigo und Volkstanz.net erörtern Love-Parade vs. Free Re: Public, Robert Rotifer berichtet aus der Londoner Szene. Museumsquartier, Globalisierung (»Reclaim The Streets«), Vernetzung, Migration und Studiengebühren werden auch behandelt. Weiters gibt es – durch die Nachwehen der G8-Gipfelproteste brandaktuell – ein Interview mit Gini Müller von der VolxTheaterKarawane. Ab Oktober geht es richtig los. Bis dahin empfiehlt sich ein Besuch der Webseite www.malmoe.org, die mit einer vorzüglichen Linkliste aufwarten kann. -doc-

Agnes Husslein, blaustichige Seitenblicke-Lady und Museumschefin hat ihr Hunderl Lilli ganz viel lieb. Deshalb durfte die Schnauzerhündin auch entgegen allen Dienstanweisungen des Landesamtsdirektors für Landesbedienstete immer mit in die Arbeit kommen. Damit sich das arme Hunderl nicht verlauft, hat die Personalvertretung jetzt Lilli einen Stadtplan gekauft (sozusagen als Dank für die Husslein-Ansage, dass sie es im Rupertinum mit lauter unqualifiziertem Personal zu tun habe, das bestenfalls zum Gassi gehen tauge). Arme Lilli, was kannst denn du für dein Frauerl? Hast sie dir ja nicht ausgesucht. Kleiner Trost gefällig? Wenn du einmal einen herzhaften Knochen willst, schau im ARGE-Beisl vorbei (Mühlbacherhofweg 5 und dann immer der Nase nach). Hast ein paar Leckerli gut, es zahlt...

-die red.-

Darauf hat die Welt ja nun wirklich ungeduldig gewartet: Das Streetwear-Label „Freshjive“ schloss sich mit einigen (Ex-)Mitgliedern der Black Panther Party zusammen, um eine Modekollektion mit dem Panther-Logo und revolutionären Slogans in die Geschäfte zu bringen. Das Vorbild für solch ungehemmte kommerzielle Ausschlachtung dürften die florierenden Geschäfte mit Malcolm X-Artikeln abgeben. Was indes allerdings mehr Grund zu Sorge und Kritik liefert, ist die fortschreitende Anlehnung der Nachfolgeorganisation New Black Panther Party an die schwarzen Separatisten der Nation of Islam. Mit ungustiösen antisemitischen Aussagen mutiert die einstmals internationalistisch und marxistisch orientierte Selbstverteidigungspartei immer mehr zu einem reaktionären Nationalistentrupp. -doc-

Relationen: Rund 80 Millionen Schilling kostete der Polizeieinsatz für die drei Tage des WEF-Treffens in Salzburg. Rund 65 Millionen gibt die österreichische Bundesregierung einer internationalen Agentur zur Vermarktung des »Nulldefizits« Und rund 41 Millionen gibt die österreichische Bundesregierung zur Förderung von »Regionalen Kultur- und Kunstinitiativen« jährlich aus. -tömml-

Friedrich Wiedermann, freiheitlicher Gendarm und Hinterbänkler im Landtag, hat ihn entdeckt: »Der schwarze Block« ist in Salzburg. Als Indiz für dessen Existenz zitiert er in einer Medienaussendung aus einem Flugblatt, das vom »schwarzen Block« (!) in Salzburg verteilt (!!) worden sei: „ich bin geil auf gewalt, ich will nur zerstören und brandschatzen. Es ist mir egal, dass in genua ein mensch ermordet wurde. Auch wenn eine schule gestürmt wurde und auf schlafende menschen eingeschlagen wurde:... es interessiert mich nicht.“ Nur eine Frage, Herr Biedermann: Was, wenn er aber kommt? Dann laufen Sie davon, prophezeit... - jan carlsen-

Bei völkischen Treffen fühlen sich FPÖ-Politiker wohl. Einmal mehr zeigte sich dies bei der diesjährigen Sonnwendfeier der »Österreichischen Landsmannschaft« in der Nähe Wiens. Das nationale Lager marschierte in seiner ganzen Bandbreite auf. Vom Anwalt des Volkes Ewald Stadler über Volkstumskämpfer bis zum seinerzeit im Namen des Volkes Verurteilten und 1999 vorzeitig aus der Haft entlassenen Neonazi Gottfried Küssel. Innenminister Strasser meinte noch im Juli 2000 über die Verbindungen von FP-Politikern zu Rechtsextremisten, dass „man sich manches schon näher anschauen könnte“. Im letzten Jahresbericht zum Rechtsextremismus liest sich das so: „Bei Veranstaltungen mehrerer schlagender Studentenverbindungen traten ausländische - insbesondere deutsche - Rechtsextremisten als Teilnehmer in Erscheinung“. Dies - und eine Erwähnung der Zeitschrift des Freiheitlichen Akademikerverbands »Aula« – ließ die FPÖ, die drei Burschenschafter in der Regierungmannschaft aufgestellt hat, scharf in Strassers Ressort protestieren. Den peinlichen Rechtsextremismusbericht dürfte es heuer zum letzten Mal gegeben haben. -doc-

Zitat aus dem Schreiben des Bundesministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen. „... muss ich Ihnen mit Bedauern mitteilen, dass mit den für den außerschulischen Jugendbereich zur Verfügung stehenden Förderungsmitteln eine weitere Unterstützung für die ARGE-Kinder- und Jugend-Kulturwoche nicht mehr möglich ist.“ Der unterfertigende Amtsdirektor weiß uns aber wenigstens einen guten Rat: „... wird angeregt, in Ihrem Fall das Land Salzburg mit dem Ansuchen zu befassen.“ Untertänigsten Dank, Herr Amtsdirektor! Seit dem Nulldefizit-Schmäh des dunkelblauen Regimes schwimmt man ja bekanntlich im Sozialbudget des Landes geradezu im Geld. Gschamsta Diener. -woge-

26. bis 29. September – Karibik im ARGE-Beisl: Dass sich im Beisl einiges bewegt, ist unübersehbar. Ausstellungen, Konzerte, Kabarett, Video,.... Auch die Küchenmann/frauschaft hat prominente Verstärkung erhalten. Neben Geschäftsführer Franz Vierthaler steht jetzt auch Robert Rehrl hinter dem Herd, um die kulinarischen Gelüste der BeislbesucherInnen zu befriedigen. Der als Koch vielgereiste Rehrl (Schlosswirt in Anif, Queen Elisabeth II, Australien, Bermudas...) stellt sich offiziell von 26. bis 29. September dem ARGE-Publikum vor: Als Einstandsgeschenk bekocht er seine Gäste vier Tage mit karibischen Spezialitäten. -tom-

»Dienstsessel« – sind ein austriacum. Wer das kleine Festspielhaus zum Preis von rund öS 200.000.- einen Tag lang anmietet, der muss dafür sorgen, dass rund 80 Sitzplätze – Dienstsessel eben – frei bleiben. Damit neben TechnikerInnen, Polizei, Feuerwehr und Hauspersonal auch weniger gut verdienende PolitikerInnen und BeamtInnen einen feinen Abend verbringen können. Potentiellen VeranstalterInnen bringt derlei Großzügigkeit einen Verlust von rund

öS 30.000.- pro Abend. -koba-

Salzburgs Grüne haben den ersten Kulturpreis für »Menschenrechte und Integration« vergeben. Aus 50 Einreichungen wählte die Jury (Gerard Mortier, Ursula Pasterk, Barbara Wally, Werner Thuswaldner und Willy Resetarits) in einem öffentlichen Verfahren Thomas Forsthuber als ersten Preisträger. Er und sein Team haben das Kinder- und Jugendhaus in Liefering konzipiert, geplant und gegen langen politischen Widerstand durchgesetzt.

Der kunstfehler gratuliert!

Mach mal Urlaub! Keiner will sie, niemand braucht sie – deshalb hat sich auch die letzte verbliebene FPÖ- Kulturpolitikerin der Stadt beurlauben lassen. Nach Christian Ebner – er coacht die FP-Regierungsriege – hat sich nun auch Gertrude Haunsberger, ihres Zeichens intellektuelle Rakete („Wir sind dagegen, weil das eine Minderheit ist“), beurlauben lassen. Begründung: Schlechtes Klima im Kulturausschuss! Einem besseren Klima steht ja nun nichts mehr im Wege – oder doch? Elvira Herzgsell, Sekretärin im FPÖ-Landtagsklub, wird die neue Wetterwartin! -koba-

Der 400-Prozent-Weichmacher: „Wir werden sie schon kleinkriegen, die unabhängigen Zeitungen und Zeitschriften“, davon ist die Bundesregierung überzeugt: Über die Kürzung der Presseförderung einerseits, andererseits über die Distribution. Die Post will die Tarife für die Zeitungszustellung in drei Jahresetappen um insgesamt bis zu 400 Prozent erhöhen. Die PTA begründet den Schritt mit dem Umstand, dass die Bundesregierung die bisherige Subventionierung der Zeitungstarife eingestellt habe. -tömml-

Die meisten FP-Politiker müssen in der Schule im Fach Geschichte geschwänzt haben. Oder liegt es an den falschen Lehrbüchern der Autodidakten? Wie lässt sich sonst ein derart gespanntes Verhältnis zu historischen Fakten erklären, das der Halleiner Gemeinderat Gerhard Cirlea Ende Juni offenbarte. Die ORF-Dokumentation »Widerstand in Rot-Weiß-Rot« nahm dieser zum Anlass in einem Leserbrief an die Tennengauer Nachrichten die Existenz des KZ Hallein, eines Außenlagers des KZ Dachau, zu leugnen. Weiters schwadroniert der Hobbyhistoriker über Zeitzeugen, die die Wahrheit wüssten und polemisiert gegen die 96-jährige Widerstandskämpferin und „damalige Kommunistin“ (Cirlea) Agnes Primocic. ÖVP-Bürgermeister Christian Stöckl über den hoffnungslosen Fall: „Der wird es nie verstehen“. -doc-

Erinnern? – Bitte vergessen! Das STADT:LEBEN, Informationsblatt der Stadt Salzburg steht in der guten Tradition des Verdrängens & Vergessens. Wurde schon im Vorjahr eine »Kunst im öffentlichen Raum- Aktion« des Künstlers Ronald Bolt, die sich mit deutschnationaler Geschichte, NS-Kunst und dem jeweiligen Sprachgebrauch im Salzburger Kontext beschäftigte, nicht angekündigt, so wurde heuer die Aktion »Rückgabe« der Künstler Martin Krenn und Wolfram Kastner »übersehen«. Da wurden die Salzburger aufgefordert, staatlich geraubte und »arisierte« Gegenstände in der Galerie 5020 zurückzugeben. Dafür bescherten uns Christian Rothe & Co wieder eine Doppelseite »Salzburg feiert« – und wie! -koba-

Der Wettbewerb für das Antifaschismus-Denkmal am Bahnhofsvorplatz ist nun ausgeschrieben. Die Bewerbungsunterlagen gibt es unter www.stadt-salzburg.at oder im Kulturamt, Mozartplatz 5. -tömml-

Das Jugendzentrum MARK besteht seit nunmehr 35 Jahren. Träger ist der Verein »Jugend in Beruf und Freizeit«. Dieser Verein bezog bisher jährlich 50.000,– von der Stadt Salzburg als Betriebsförderung. Jetzt aber behauptete die Katholische Aktion Salzburg (KA), das Jugendzentrum habe seinen Betrieb eingestellt. Ein diesbezügliches Schreiben wurde von der KA im Juni an Stadtrat Josef Huber übermittelt. Doch damit nicht genug: Unter der glatten Fehlinformation, das MARK sei nicht mehr existent, wurde von der KA versucht, die Subvention für sich zu beanspruchen. -mark-

Kunstsektion neu: Die Kunstsektion beehrt sich, alle Kunst- und Kulturschaffenden davon in Kenntnis setzen zu können, dass in einem neuen Österreich jetzt auch die Kunstverwaltung ein Zeichen ihres Erneuerungswillen setzt. Zu diesem Zwecke wurde die Kontaktpflege zu den Kreativen des Landes deutlich verbessert und ein neues Erkennungszeichen geschaffen, das von allen Fördernehmern auf den Drucksorten klar ersichtlich anzubringen ist. Die Einrichtung einer elektronischen Abholvorrichtung macht ein unkompliziertes Zugreifen möglich.

http://government-austria.at/

content/art/img/kunstsektion.eps