sommer 2001

Doc Holliday
gehört

The Ramones

Ramones (1976)

Ramones Leave Home (1976)

Rocket To Russia (1977)

Road To Ruin (1978)

alle ursprünglich Sire Rec.;

ab Juni auf Rhino Rec.

Tod einer Punk-Legende:

Wirklich gesund sah der Mann auch zu Lebzeiten nicht aus. Eine schlaksige Bohnenstange mit chronisch blasser Hautfarbe, die Augen immer hinter winzigen, runden Sonnenbrillen versteckt. Joey Ramone, der mit bürgerlichem Namen Jeffrey Hyman hieß, gründete 1974 im New Yorker Stadtteil Queens mit seinen Brüdern im Geiste die wichtigste Punktruppe aller Zeiten, The Ramones (benannt nach einem alten Pseudonym Paul Mc Cartneys aus den Anfangstagen der Beatles!). Mit einem damals verpönten und provokativen Image und Sounddesign schufen die Ramones eine neue Subkultur und viel Verwirrung: Lederjacken, zerrissene Jeans, Sonnenbrillen, primitive Semperit-Turnschuhe, dazupassend noch simplere Slogans (Gabba Gabba Hey), vermeintlich einfältige Texte. Comics fürs Ohrwaschel, die den eindimensionalen Sound der alten Garagenbands mit Bubblegum-Pop im Stil der Herman`s Hermits und Bay City Rollers kombinierten. Die erste LP »Ramones« (1976) enthielt 14 Songs, die in 29 Minuten heruntergebolzt wurden. Pure Energie von »Blitzkrieg Bop« bis »Chainsaw«. Im Hochgeschwindigkeitsrausch lebten auch die Musiker. Sänger Joey war dem Schnitter bei früheren Gelegenheiten im letzten Augenblick noch von der Schippe gesprungen. Etwa im Sommer 1983, als er nach einer Schlägerei bewusstlos auf der Straße gefunden und sein Leben nur dank einer vierstündigen Schädeloperation gerettet wurde. Am Ostersonntag starb die Punkikone wenige Wochen vor seinem 50. Geburtstag an Lymphdrüsenkrebs. Den adäquaten Nachruf sang der lange Lulatsch zu Lebzeiten selber: „4-5-6-7, all good cretins go to heaven“. Übrigens: Die ersten vier stilbildenden LPs werden heuer vom exzellenten US-amerikanischen Rhino-Label wiederaufgelegt und demnächst soll auch Joeys letzte Soloplatte erscheinen.

Doc Holliday