sommer 2001

Gerald Gröchenig

„Bloß eine Reihe von Zufällen“

Das Kulturzentrum »Sägewerk« in Bad Hofgastein etabliert sich als überregionales Aushängeschild

„Zuerst kommt der Kreisverkehr, dann der Renault-Händler, nach 50 Meter rechts in den Angerweg abbiegen, weiter übers Brückerl, gegenüber der Kapelle sind wir.“ Hinweisschilder zu Salzburgs neuestem Jazz-Zentrum, dem »Sägewerk« in Bad Hofgastein, sucht man vergebens. Also lässt man sich’s halt von Sepp Grabmaier, dem Betreiber dieser Kulturstätte, beschreiben. Der beweist, dass es auch ohne Zentrumsnähe oder Hinweispfeile geht: die Konzerte sind ohnehin meist eine Woche vorher ausverkauft, nebenbei legt Sepp Grabmaier Wert darauf, dass seine Veranstaltungen in erster Linie den Leuten aus der Region zugute kommen. Und die wissen, wie man zum „Sägewerk“ kommt. Wie auch die wachsende Zahl von Stammgästen dieser Einrichtung, die monatlich zu den Konzerten pilgern und Ambiente wie Musik genießen.

Wo vor Jahren das Holz aus den Wäldern rund um den Angerbach verarbeitet wurde, geben sich heute internationale Jazzgrößen die Türklinken in die Hand. Bill Carrother, Steve Wilson, Wofgang Muthspiel, Jane Monheit, Stefano di Battista, Makoto Ozone, Sabine Hank, u.v.a. waren hier in den letzten Monaten zu hören oder stehen demnächst am Programm. Daneben gibt’s noch Jam-Sessions, Literatur, Kabarett und Ausstellungen. Wie es zu einem derartigen Programmangebot kam: „Bloß eine Reihe von Zufällen“. Zuerst musste er das Sägewerk renovieren, weil das Dach undicht wurde. Als man zur Gleichfeier ein Fest mit den »Querschlägern« organisierte, tauchte die Idee auf, sowas öfters zu machen. Jazzfan Grabmaier rief bei einer Agentur wegen eines Termins an, bei dem einen Termin blieb‘s nicht.

Wie kann man heutzutage ein derartiges Programm finanzieren? Öffentliche Förderungen sind – gemessen an Programm und Zuspruch - äußerst dürftig. Sepp Grabmaier versteht es aber, Besucher wie Sponsoren für die Sache zu begeistern. So wird jede Veranstaltung von zwei Hauptsponsoren mit je 5.000 Schilling unterstützt. Für die zwölf Jazzkonzerte wurden innerhalb von zwei Wochen 24 solcher Sponsoren gefunden. Das begeisterte Publikum – maximal finden 150 Personen im Saal Platz – weiß deren Engagement zu schätzen. Auch wenn Grabmaier zugibt, dass er am Beginn seinen potentiellen BesucherInnen die Karten „schon eher aufgedrängt“ hat – viele sind wiedergekommen und vom Programm des einzigen derartigen Zentrums in der Region begeistert.

An touristische Aspekte hat Grabmaier – im Brotberuf für eine Versicherung tätig – am Beginn der kulturellen Aktivitäten nicht gedacht. Er wollte InteressentInnen in seiner Region die Möglichkeit bieten, Neues kennenzulernen. Dabei sind ihm kontinuierliche Programmreihen in kleinem Rahmen wichtiger als große Events. In der Zwischenzeit erkennen auch Politik und Tourismus den Wert dieser Einrichtung: Müssen andere Orte teure Inserate schalten, um ihren Namen überregional ins Bewusstsein zu rufen – mit den Programmen des »Sägewerk« wird dies mit minimalem Mitteleinsatz erreicht. So zentrieren sich um das Sägewerk neue Ideen, sei es, dass man sich gemeinsam mit dem Tourismusverband eine Reihe »Jazz im Schnee« überlegt, sei es der Plan, New Yorker Musiker ins Gasteinertal einzuladen und nach einer Woche zu schauen, wie die Gegend deren Musik beeinflusst.

Die Mitglieder und Freunde wird’s freuen. Bei ihnen ist die Neugier geweckt. Und was kann einem Veranstalter wohl besseres passieren, als dass Stammbesucher, die noch dazu jedesmal aus Passau anreisen, anrufen und sich entschuldigen, wenn sie einmal keine Zeit haben?