sommer 2001

Susanne E. Derigo

Internationale Frauen-konferenz in Dresden

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dresden, Marianne Schulz, lud Frauen aus sechs Partnerstädten zur internationalen Frauenkonferenz »Frauen in Europa und Gender Mainstreaming« vom 25.04 – 27.04.01 in die Landeshauptstadt Dresden ein.

Den Expertinnen aus Breslau, Florenz, Hamburg, Rotterdam, Straßburg und Salzburg wurde zunächst eine Themeneinführung in Form von drei Impulsreferaten serviert.

Danach kam es zur Bildung von vier Workshopgruppen – entsprechend den Professionen der angereisten Frauen (Politikerinnen, Studentinnen/wissenschaftlicher Nachwuchs, Unternehmerinnen, Frauen in Frauenprojekten/-vereinen), in denen wir Erfahrungen und Wissensstand austauschten, heftig diskutierten und die eine oder andere gemeinsame Strategie zur Durchsetzung des Gender-Mainstreaming-Prinzips entwickelten. Impulsreferate und konkrete Workshopergebnisse sind bei Interesse in ca einem Monat bei der Gleichstellungsstelle Dresden als Tagungsdokumention unter

PF 120020, 01001 Dresden, Tel.: (0049) (0)351/4880 anzufordern.

Gender Mainstreaming kann als neuer Ansatz der europäischen und internationlen Politik der Chancengleichheit von Frauen und Männern verstanden werden, der vor allem auf der Weltfrauenkonferenz von Peking 1995 proklamiert wurde. Es handelt sich um ein politisches Gleichstellungskonzept, das strukturelle Veränderungen für beide Geschlechter in allen öffentlichen und privaten Lebensbereichen mit der Zielsetzung Chanchengleichheit und somit der gerechten Verteilung von Geld, Macht und Arbeit durchsetzen soll. Wesentliche Methoden und Instrumente zur Realisierung werden 1. Analysen, 2. Ausbildung, 3. Beratung und Beteiligung sein. Das vorrangige Tätigkeitsfeld wird zunächst im Bereich der Forschung liegen, Entwicklung und Evaluierung müssen forciert werden. Expertinnen aus institutionellen und autonomen Frauenbereichen müssen weitestgehend als solche in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden.

Einhelliges Tagungsecho im Plenum: Gender-Mainstreaming kann keineswegs Frauenförderung ersetzen, die Durchsetzungsverantwortung liegt bei allen (politischen) Akteurinnen und Akteuren; Gender-Mainstreaming soll sich nicht auf die Bipolarität Frau/Mann reduzieren, sondern muss sich auch für alle ethnischen Minderheiten einsetzen und jene Geschlechtergruppen wahrnehmen, die nicht im heterosexuellen Kontext zu orten sind. Auch außerhalb der Tagung war Dresden jedenfalls eine Reise wert, besonders interessant gestaltete sich der Frauenstadtrundgang »Frauen in Dresden-Neustadt« mit Una Giesecke. Die kundige Stadtbegleiterin erläutert rund 150 Jahre Dresdner »Weibergeschichten« an Originalschauplätzen, die von Frauenerwerbsarbeit, Prostitution, höheren Töchtern, Industrialisierung, Künstlerinnen, Frauen im Widerstand und Frauen vor Gericht handeln. Die Tagungsteilnehmerinnen haben spontan entschlossen, dass die Tagung eine jährliche Fortsetzung finden sollte, die nächste wird in Rotterdam 2002 stattfinden.

»Die menschliche Gesellschaft ist erst erreicht, wenn die männliche überwunden ist.« (Karin Junker, EU-Parlamentarierin und SPD-Frauenvorsitzende, in ihrem Impulsreferat zur Tagung)