sommer 2001

kurzfehler

kurzfehler

»Fingerprints« – die legendäre CD-Reihe mit Live-Mitschnitten aus dem Kulturgelände Nonntal hat ihren Kultstatus nun sozusagen auch von offizieller Seite bekommen. Wurde doch die Ende letzten Jahres veröffentlichte 3-CD-Box in der deutschen Ausgabe des »Rolling Stone« mit satten vier Sternen bedacht. Angesichts eines Durchschnittswertes von gerade mal drei Sternchen bei sonst üblichen »Rolling Stone«-Reviews, freuen wir uns darüber natürlich doppelt.

-didi-

Ein kleines »kunstfehler«-Danke für jedes neue Abo: LeserInnen, die den »kunstfehler« unterstützen, indem sie neue AbonnentInnen werben, bekommen von uns eine CD von »gold extra« oder von jenen CDs, die in der Rubrik »gehört« besprochen wurden, als kleine Anerkennung für ihre Bemühungen geschenkt.

-red.-

Der VSSTÖ hat uns im vergangenen ÖH-Wahlkampf mit einem Plakat beglückt, auf dem ein Portrait Bruno Kreiskys zu sehen ist. „Lasst Kreiskys Erbe leben“, so der Slogan der sozialdemokratischen StudentInnenorganisation. Was der VSSTÖ damit meint, hat er uns freilich nicht verraten. Haben die rosaroten StudentInnen dabei an die politische Umarmung des ehemaligen Waffen-SS Kommandanten und damaligen FPÖ-Chefs Friedrich Peter gedacht oder an das Aufpäppeln des dritten Lagers durch Kreisky? Oder hat sich der VSSTÖ an Kreiskys Versöhnungspolitik gegenüber alten Nazis erinnert, durch die sogar ehemals hochrangige Nazis wieder in höchste Funktionen gehievt wurden? Oder ist das Plakat ein Appell Zwentendorf doch noch in Betrieb zu nehmen? Fragen über Fragen. -tom-

Aufbaugeneration: Salzburgs Gemeinden neigen verstärkt zum Bau von Kulturhäusern. Nach Saalfelden baut nun auch die Gemeinde Thumersbach bei Zell am See den Lohninghof um sechs Millionen Schilling (Euro 436.037, 01) zu einem Mehrzweckgebäude mit kultureller Nutzung um. Da mag selbst das an dieser Stelle kritisierte Seekirchen nicht nachstehen und will das ehemalige »Emailwerk« kultureller Nutzung zuführen. Die Flachgauer Gemeinde scheitert allerdings schon bei der Ausbezahlung der laufenden Förderung an die Kulturinitiative Seekirchen (KIS). Vorgesehen ist die Wahnsinnsförderung von öS 10.000.- /Euro 726,73 für den Ganzjahresbetrieb – das Ansuchen liegt seit 4. Dezember 2000 unbeantwortet bei der Gemeinde!

-tömml-

Sternstunden des Schurnalismus

Die »Salzburger Nachrichten« verstehen sich als gehobene Qualitätszeitung. Aber nicht immer können alle RedakteurInnen diesem hehren Anspruch gerecht werden. Erinnert sei an die Berichterstattung über eine Migrantenfamilie, der vorgeworfen wurde, ihre Lampeln für das Jausenfleisch auf dem Balkon zu schlachten. In Wahrheit bediente die Horrorstory bloß latente rassistische Vorurteile. Tropft einmal gerade kein Hammelblut von der Pawlatschen, lässt sich zur Not noch immer mit dem dankbaren Thema »Drogen« sensationsheischende Lügenpropaganda zusammenschustern. So geschehen in der Salzburg-Beilage der Ausgabe vom 5. 5. auf Seite vier und fünf. Ein Bericht mit dem Titel „Vater dealte vor Kindern“ (und zwar mit Heroin und Kokain) erhielt eine höchst unpassende Illustration: ein Foto, das eine Hand, die gerade einen Joint anzündet, dazu schön drapiert Cannabisprodukte und Zigarettenpapier, zeigt. Zum besseren Verständnis des brandgefährlichen Tuns gesellt sich der verfälschende Bildtext: „Harte Drogen: Sucht durch Dealen finanziert“. Was will uns die Qualitätszeitung damit sagen? Dass Marihuana eine harte Droge ist, deren Genuss zum Tode führen kann? Ah ja, das stellt für Mediziner sicher eine sensationelle Neuigkeit dar. Dass SN-RedakteurInnen ihr Desinformationshandwerk selbst im Delirium verrichten? In jedem Fall kann durch diese sensible Verknüpfung auch das letzte Boulevardschmierblatt in puncto Manipulation und Gräuelpropaganda noch etwas dazulernen. Ob dies unabsichtlich, weil schlichtweg durch erschreckende Dummheit, oder absichtlich verbrochen wurde, um für eine überholte und überall gescheiterte, repressive Drogenpolitik Stimmung zu machen, kann sich die Leserschaft aussuchen. -doc-

„Sieben dunkle Jahre überstehn...“ Woran Pepi Dechant letztendlich auch scheiterte, Bürgermeister Heinz Schaden hat es nun geschafft: ein ausgeglichenes Budget der Stadt Salzburg. Und siehe da, es ging auch ohne radikale Einschnitte bei der Kulturförderung... -tömml-

Rund 3000 SalzburgerInnen unterschrieben für ein Volksbegehren zur Abschaffung der Studiengebühren, das nun im Herbst gestartet wird. Die Paris-Lodron-Universität hat im übrigen knapp 13.000 Studierende, eine Steigerung beim Volksbegehren scheint also durchaus noch möglich. -tömml-

Reizüberflutung Kabarett? Ist das alles nur ein Zeichen für politisch schlechte Zeiten, in denen diese Zunft bekanntermaßen boomt? Alle namhaften Kabarettisten haben im Mai die Stadt überflutet, das Rockhouse setzt noch einen drauf und veranstaltet eine Festival-Woche im Volksgarten. Wir empfehlen: Ex-kf-Autor Sigi Zimmerschied mit »IHOBS« am 9. Juli.

-tömml-

Geschichtslügen sind bekanntlich voll bäh! Niemand macht da bessere Aufdeckungs- und Aufklärungsarbeit als die FPÖ. Weshalb die »Freedom Party« mit dieser „Do-It-Yourself“-Weltsicht ja auch großzügig auf links-linke Investigativ-JournalistInnen verzichten kann. Während also diese Schmierfinken-Jagdgesellschaft, etwa in Sachen Spitzel-Affäre (wo's doch sogar vom Justizministerium permanent Persilscheine hagelt), immer noch nach Dreck an diversen FPÖ-Stecken sucht, wissen gestählte Blitzdenker wie der FPÖ-Generalsekretär Peter Sichrovsky um die wirklichen Skandale. Mal ehrlich – ohne Sichrovskys Lektüre von Geschichtsbüchern, wäre uns die »Geschichtslüge« von Joschka Fischer, „dass es eine gemeinsame Verantwortung von Deutschland und Österreich gegenüber der nationalsozialistischen Vergangenheit gäbe“ nie aufgefallen. Sichrovsky ist jedoch kein Einzelfall. Denn die »Legalize History«-Bewegung innerhalb der FPÖ wird auch von Verteidigungsminister Haupt vorangetrieben. Und wie! Erklärte dieser doch im April bei einer Jungmänner-Angelobung in Hallein die Notwendigkeit des österreichischen Bundesheers mit einem bisher radikal verschwiegenem Beispiel aus der jüngeren Geschichte. Denn, so der Verteidigungsminister und Hobbyhistoriker, was hätten wir Anfang der Neunziger ohne Heer blöde aus der Wäsche geschaut als „ein ferner Krieg“ immer näher kam und schließlich „österreichische Grenzstationen von Serbien bombardiert wurden“.

-didi-

Ein rechter Brückenbauer ist Landtagspräsident Helmut Schreiner (ÖVP). Dem alten Recken hatte schon die Ausstellung »Verbrechen der Wehrmacht« schwer auf die Leber geschlagen, jetzt schlug das ewig-gestrige Imperium zurück: Im Mai lud der Landtagspräsident mit gleichgesinnten Weißwaschern den russischen Geschichtsrevisionisten Viktor Suworow an die Universität Salzburg zum Thema: »Russlandfeldzug 1941 – War es ein Präventivkrieg« ein. Das Fragezeichen hatte die »Kameradschaft aktiv« vor lauter Ankündigungsfreude schon mal weggelassen. Denn der Exilrusse hatte vor kurzem ein Buch mit dem Titel »Stalins verhinderter Erstschlag« publiziert, womit das Ergebnis des pseudowissenschaftlichen Diskurses schon feststand. Unter Schreiners Gesinnungsfreunden auch der Dekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät, der eine Gegenveranstaltung untersagte.

-tömml-

Seit April bietet die Salzburger »Galerie 5020« wieder Gelegenheit zum kunsttheoretischen Diskurs. Einmal im Monat an einem Freitag werden in der Reihe »um 17 Uhr« kulturpolitische Themen präsentiert und diskutiert. Dass dabei Aktualität ein zentrales Kriterium darstellt, zeigt einmal mehr die nächste Veranstaltung. Am 22. Juni erörtern Karin Wolf vom Institut für Kulturkonzepte Wien und Paul Stephan (Fokus-Forschungsgesellschaft für kulturökonomische und kulturpolitische Studien Wien) unter dem Titel „Beruf: KünstlerIn - Öffentliche Förderung und/versus Selbstmarketing“ unter anderem die Auswirkung der neoliberalen Wende auf die Kunstszene. -doc-

Verschollen in den unendlichen Weiten des Magistrats ist Günter Österer.

Knapp ein halbes Jahr nach Liquidierung der Jugendservicestelle konnte noch immer kein Signal des Jugendverantwortlichen empfangen werden. „Beam him up, Heinzi!“

-tömml-

City Management – das heißt, dass die linke Hand weiß, was die rechte gerade macht. Andernorts ja, nicht in Salzburg: der unkoordinierte Großkampftag ist der 23. Juni, er beschert uns: Eröffnung des Kongresshauses, Hubert von Goisern am Domplatz, Altstadtfest der Rechten Altstadt, ein Skater-Wettbewerb wäre auch noch geplant gewesen....

-tömml-

Die Radiofabrik hatte es im April aufgedeckt: Ein Kleinbus mit der Aufschrift »Kameradschaftsbund Salzburg« trug das unzweideutige Wunschkennzeichen „S - Adi 1“. Dessen – also des Führers – Wunsch war den Landsern im Tausendjährigen Reich ohne Wenn und Aber Befehl.

Nachdem der hinterhältige Iwan seinerzeit die teutschen Panzer gar arg dezimiert hatte, bleibt den pensionierten Helden auf der Rollbahn zum nächsten Veteranentreffen nur eine abgewandelte Version eines einst populären Schlagers: „Es braust unser Bus im Sturmwind dahin...“. Ursprünglich verbat sich der Obmann der Salzburger Kameraden ÖVP-Gemeinderat Johann Wirrer jede Kritik, um inzwischen einzulenken und „eine blöde Optik“ einzugestehen. Der Besitzer der Kriegerkarosse musste den Schriftzug vom Fahrzeug entfernen. Am dreisten Latrinenhumor der braven und anständigen Pflichterfüller ändert das aber auch nichts.

-doc-