Malte Olschewski: Von den Karawanken bis zum Kosovo - Die geheime Geschichte der Kriege in Jugoslawien

Ein längst überfälliges Buch, das überraschenderweise ein Redakteur des Aktuellen Dienstes des ORF geschrieben hat: Malte Olschewski. Darin liefert der Autor einerseits die notwendigen Basisinformationen, andererseits wendet er sich gegen einseitige Schuldzuweisungen, ohne undifferenziert für irgendeine Partei Stellung zu nehmen. Gemeinhin gelten »die Serben« als gehörnte Teufelsbrut, die jeweiligen Gegner als die »Guten« und Opfer. Den ungustiösen Blut- und Hoden-Journalismus, dessen Vollstrecker wie gedruckt lügen und schmierig-zynische Politiker, die im Kosovo-Krieg ohne Wimpernzucken unschuldige Zivilisten töten liessen, zu Vorzeige-Gutmenschen umdeuten, stellt Olschewski bloß. (Sauerei am Rande: Wenn es sich bei den Opfern um Serben und den Tätern um NATO-Politiker und -Militärs handelt, hat das Haager Tribunal keine Probleme mit Menschenrechtsverletzungen).

Zur Rekonstruktion der historischen Abläufe und Annäherung an die Wahrheit benutzt der Autor verschiedene Quellen: Als Fundament die konventionellen wie Interviews, Ermittlungen vor Ort und die Verarbeitung und Überprüfung gedruckter Texte. Darüberhinaus erlaubt sein Brotberuf beim Fernsehen Olschewski auch (ungesendetes) TV-Rohmaterial, Nachrichtendateien und das Internet auszuwerten. Ergebnis ist eine sorgfältig und kompetent recherchierte, umfassende Arbeit, die reichlich Munition im Kampf gegen die »Neue Weltinformationsordnung« liefert.