mai 2001

Didi Neidhart

Jazz Seminar Salzburg

„Never Change A Running System“

Schon zum vierten Mal öffnet heuer das »Jazz Seminar Salzburg« seine sommerlichen Pforten im Kulturgelände Nonntal. Wobei hier gleich ohne Umschweife von einer kleinen Erfolgsgeschichte berichtet werden kann. Hat doch die jazzige Workshop-Reihe „gleich beim ersten Mal voll eingeschlagen“, so Mitorganisator Robert Kainar. „Wir haben wirklich nicht gewusst, was uns da erwarten würde. Aber es waren sofort alle Kursplätze belegt.“

Ein Umstand, der sich auch durch die etwas andere Konzeption der einzelnen Workshops erklären lässt.

„Im Unterschied zu herkömmlichen Jazz-Seminaren geht es bei uns nicht um Hochschul-Jazz. Es geht eher um um Kommunikation. Um das Zustandekommen von Kontakten, wie Bands entstehen und welche Motivationen dahinter stehen. Es geht bei uns nicht nur um Noten. Auch das, was sich zwischen und neben den Noten abspielt und für Jazz wichtig ist interessiert uns. Bei uns sind auch absolute Beginner willkommen. Daher sind die einzelnen Kurse auch sehr praxisnah ausgerichtet und steht neben der Bühnenpräsenz und dem Livespielen die Ensemblearbeit im Vordergrund.“

Wobei Kainar, selber versierter Jazz-Drummer und Percussionist (Dream Hunter), an einer anderen grundsätzlichen Ausrichtung keine Zweifel lässt: „Wir wollen absolut weg vom Jazz-Mainstream. Deshalb kann man bei uns auch nicht in drei Tagen die gesamte Jazz-Harmonik erlernen. Das geht einfach nicht. Die Leute sollen sich viel eher in alle Richtungen öffnen und aus sich herausgehen..“

Unterstützt wird diese Offenheit auch durch die Nähe der Kursräumlichkeiten, die ein regelrechtes Wandern zwischen den Klassen erlaubt. Was durchaus im Sinne der Erfinder zu deuten ist.

Dazu Kainar: „Ein Musiker mit dem Erfahrungsreichtum eines David Taylor, der u.a. schon mit den Rolling Stones, Lou Reed, Duke Ellington, Gato Barbieri, Aretha Franklin, Miles Davis & Quincey Jones sowie Pat Metheny und Carla Bley zusammengearbeitet hat, ist sicher nicht nur für Posaunisten von Interesse. Da können sich Drummer ebenso Tipps holen wie Gitarristen. Es waren bisher ja auch bei Wolfgang Muthspiel nicht nur ausschließlich Gitarristen in den Kursen. Dieses Wissen über andere Instrumente ist enorm wichtig. Da freut es uns natürlich schon extrem, wenn sich diese Idee so einfach realisieren lässt.“

Überhaupt scheint das »Jazz Seminar Salzburg« mit engem Zirkeldenken wenig am Hut zu haben. Kommen doch auch vereinzelt immer wieder Nicht-MusikerInnen zu den Kursen. Auch sprechen mehr als 100 ZuhörerInnen bei Vorträgen (etwa letztes Jahr bei Jamey Haddads »Musician's Guide To World Music Rhythm Concepts«) eine mehr als deutliche Sprache. Probleme gibt es aber dennoch. Und die klingen nur allzu vertraut.

Dazu Robert Kainar: „Wir müssen extrem knapp finanzieren. Da kommt es besonders beim Lehrkörper immer wieder zu Abstrichen. Heuer können wir uns aus finanziellen Gründen nur mehr zwei Assistenten leisten. Dazu kommt als ewiges Problem die Raumnot. Heuer ist es uns zumindest gelungen in der Hauptschule Nonntal und beim Musikschulwerk Räume zu bekommen.“

In Zukunft sei jedenfalls für die hauptsächlich aus Deutschland, der Schweiz und Italien kommenden TeilnehmerInnen eine Art „kulturelles Gesamtangebot“ geplant. „Wir haben im Moment nicht den Zeitrahmen neben den Lehrtätigkeiten und Konzerten einfach einmal nur einen Biergarten zu besuchen, oder baden zu gehen. Immerhin gibt es ja auch schon aus den USA Anfragen für eine Art Sommercamp. Ein Vorhaben, das wir gerne mit der befreundeten »Manhattan School Of Music« verwirklichen würden.