mai 2001

Thomas Neuhold
im gespräch

„Die Antwort ist die Region, nicht die Gemeinde.“

Planungsstadtrat Johann Padutsch über die Entwicklung des Zentralraumes, Einkaufszentren und den Uni-Park.

kunstfehler: In den vergangenen Jahren war die Stadt Salzburg im ökonomischen Würgegriff ihres Speckgürtels. Die Stadt hat die Probleme bekommen, die Umlandgemeinden haben kassiert. Jetzt bekommt Salzburg ein neues Großkino, die Europarkerweiterung, der IKEA-Markt sind durch. Schlägt die Stadt jetzt zurück?

Padutsch: In gewissem Sinne ja. Diese Entwicklung ist in einer Zeit passiert, in der wir in der Stadt bei großen Einheiten sehr grundsätzlich vorgegangen sind. Die Umlandgemeinden haben inzwischen Fakten geschaffen, ob mit oder ohne gesetzliche Deckung; zum Beispiel Wals-Siezenheim. Irgendwann war die Stadt dann soweit, dass sie sagte, es muss etwas, das eigentlich in die Kernstadt gehört, auch in die Kernstadt zurückgeholt werden.

Deshalb habe ich vor zehn Jahren aufgehört, grundsätzlich zu thematisieren, sollen wir Einkaufszentren zulassen oder nicht. Es ist offensichtlich ein Faktum, dass 60 Prozent der Kunden in großen Einheiten einkaufen wollen. Ich kann mir nur aussuchen, wo sich diese Zentren befinden. Sie entstehen auf jedem Fall.

kf: Wir haben es hier mit Konzernen wie IKEA oder SPAR zu tun. Ist es noch zielführend, kleine kommunale Einheiten zu verwalten? Sollte nicht versucht werden, den Zentralraum Salzburg als eigene Gemeinde oder eigene Struktureinheit zu begreifen?

Padutsch: Mit Sicherheit! Wobei das Eine mit dem Anderen nur indirekt etwas zu tun hat. Dass die Versorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs auch ausserhalb der großen Zentren funktioniert, ist natürlich ein Hauptziel auch unseres Projektes »Einkaufsstadt Salzburg«, wir haben ja nicht nur die Zentren Altstadt, Europark oder Bahnhof. Das ist ja immer die kritische Frage: Wie stark beeinflusst eine große Einheit wie der Europark tatsächlich die Ortskerne?

Insgesamt ist es aber so, dass es einen gemeinsamen Lebensraum gibt. Es spielt sich eben nicht mehr alles in einer Gemeinde ab, sondern die Verflechtungen sind vielfältig: Jemand der in Eugendorf wohnt, hat sein Kind in Neumarkt in der Schule, arbeitet in der Stadt und verbringt seine Freizeit in der Watzmanntherme in Bad Reichenhall. Die Interaktionen in diesem Raum sind so groß wie noch nie.

Die Antwort ist die Region und nicht mehr die Gemeinde. Sie hat eine Ausdehnung in Bayern bis zum Chiemsee, in Oberösterreich bis knapp vor Braunau und in Salzburg teilweise bis in den Pinzgau und tief in den Pongau hinein. Salzburg Zentral umfasst dann die Kernstadt bis Hallein mit den Umlandgemeinden wie Anthering, Freilassing, Reichenhall. Die Eingemeindungsstrategie wird aus emotionalen Gründen nicht mehr erfolgreich sein. Langfristig muss es einen eigenen Verwaltungskörper – auch einen politischen Körper - für die Region geben. Vorbild für so eine Entwicklung wäre beispielsweise der Raum Hannover, wo es solche Planungseinheiten schon gibt.

Gerade die Agenden der Entwicklungsplanung gehören hier hinein, damit wir von den Egoismen der Bürgermeister wegkommen. Wir haben dazu ein Arbeitsprogramm »Europaregion Salzburg« gestartet, wo Vertreter der Gemeinden, Bezirke, Landkreise, Landesregierung, bayerische Staatsregierung mitarbeiten. Einer der ersten Schritte ist mit Sicherheit, eine gemeinsame Vorgangsweise bei der Entwicklung von Handelsgroßbetrieben zu finden. Ein zweiter Bereich ist der interkommunale Finanzausgleich. Hier wird schwerpunktmäßig ab Sommer gearbeitet. Das Ziel eines gemeinsamen politischen Körpers liegt relativ weit in der Zukunft.

kf: Was spielt der Walser Bürgermeister Ludwig Bieringer hier für eine Rolle?

Padutsch: Er ist grundsätzlich eingebunden, hat sich aber noch nicht aktiv beteiligt.Das ist ja das Geheimnis, wie erkläre ich einer Gemeinde wie Wals-Siezenheim, die bisher von der Entwicklung sehr stark profitiert hat, dass auch sie etwas von einer gemeinsamen Planungshoheit oder einem interkommunalen Finanzausgleich hat. Der Ansatz ist, dass es einen gemeinsamen Lebensraum gibt und vor allem dass ich sagen kann, die Region Salzburger Zentralraum ist von Platz sechs der europaweiten Standortqualität mittlerweile auf Platz sechszehn abgerutscht. Mittelfristig wird es auch für Wals enger, wenn die Zugkraft der Stadt Salzburg und damit des Zentralraumes nicht mehr so stark ist, wie sie einmal war.

kf: Die Bürgerliste-Stadt hat sich massiv für das Einkaufszentrum Europark stark gemacht. Dies ist ja kein klassisches Grün-Thema. Kann das die eigene Wählerklientel noch nachvollziehen?

Padutsch: Wenn man es im Grundsatz betrachtet ist das durchaus auch grüne Politik. Wenn ich davon ausgehen muss, dass Einkaufszentren entstehen, dann ist es mit der Idee der Bürgerliste vereinbar, zu sagen, sie sollen dort entstehen, wo sie noch am ehesten verträglich sind. Und das ist eben eher in der Kernstadt und nicht in irgendwelchen Umlandgemeinden; beispielsweise was die Verkehrsentwicklung betrifft.

Am Bahnhof liegt die Verträglichkeit auf der Hand. Ich habe nirgends so viele Möglichkeiten umweltverträgliche Verkehrsmittel zu benutzen, wie dort.

kf: Wenn wir über die Stadtentwicklung sprechen, stellt sich natürlich auch die Frage: Wie steht es in der Causa Uni-Park, wie steht es um den ARGE-Neubau?

Padutsch: Wir nehmen an, dass der Uni-Park das zweite Standbein des Mozarteums wird und sich räumliche Synergien mit den Geisteswissenschaften ergeben. Ich hoffe, dass wir bald die erste städtebauliche Phase durchführen können.

kf: Bis es soweit ist, hat man sich der ARGE-Nonntal entledigt, weil einfach »die Hütte« zusammenfällt. Aus Sicht der ARGE ist die Geduld langsam zu Ende.

Padutsch: Das ist sehr verständlich. Wenn es jetzt nicht bald einen ersten Schritt gibt, dann muss man sich eine Alternative überlegen. Das könnte entweder als Vorgabe für den Uni-Park sein, dass man sie möglichst gut plaziert, oder als absolute Notvariante eine Sanierung betreibt.

kf: Danke für das Gespräch.