mai 2001

Doc Holliday
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Ende der Vorstellung?

Salzburger Kinogeschichte zwischen Wirtshaus und Hofer

Obwohl Salzburg auch Anfang des 20. Jahrhunderts eher einem Provinznest denn einer Metropole glich, etablierte sich bereits 1905 das erste ortsfeste Lichtspieltheater in der Stadt. F. X. Frieds »Original-Elektro-Biograph« in der Kaigasse 33 (der Stätte des heutigen Mozart-Kinos) stand am Anfang der lokalen Kinohistorie. Es ist kein Zufall, dass diese ersten Vorführungen bewegter Bilder in einem Saal des Gasthofs »Kasererbräu« über die Bühne gingen. Schließlich ist das Wirtshaus neben den Zirkussen und Jahrmärkten die Heimat der Kinematographie. Bis zum Ersten Weltkrieg sollten noch zwei weitere stationäre Filmvorführbetriebe folgen. Ab 1909 an verschiedenen Standorten das »Lifka-Kino«, das später am Giselakai 11, also dort wo sich heute »Das Kino« befindet, einzog. 1912 eröffnete das »Central-Kinematographen-Theater« an der Ecke Linzergasse und Bergstraße im Saal des Bergerbräu.

Die Nazis sorgten dann in dem von ihnen angezettelten Krieg für »Lichtspiele« ganz anderer Art. Die Richtfeuer der Flakbatterien gegen die alliierten Bomber erhellten den Himmel. Ein Expanded-Cinema-Verite mit verheerenden Auswirkungen. Etliche Kinogebäude wie etwa das Mozart oder Central wurden komplett zerstört. Nach Ende der NS-Diktatur erholte sich das Film- und Kinogewerbe trotz anfänglicher Schwierigkeiten ziemlich rasch. 1951 gab es neun Lichtspielhäuser in Salzburg. Fünf davon hatten ihren Standort im Stadtzentrum (Mozart-Lichtspiele, Kammerlichtspiele Mirabell, Stadtkino, Non-Stop-Kino - das spätere Artis, und die »Lichtspiele«, so der damalige Name des Lifka). Vier Betriebe befanden sich in der Vorstadt (Lichtspiele Maxglan, Schubert-Lichtspiele, Kino Itzling, Elmo-Kino). Die 50er Jahre markieren die »Goldene Zeit« in der heimischen Filmbranche. Auch in Salzburg existierten mit der ÖFA und der Dürer-Film zwei bedeutende Produktionsgesellschaften. Den Höhepunkt des österreichischen Schaffens bildete das Jahr 1956 mit 37 abendfüllenden Spielfilmen. Zeitgleich boomten auch die Kinos. Zwischen 1957 und 1966 befanden sich 13 Filmtheater in der Mozartstadt. Ab 1959 gingen die Besucherzahlen der Salzburger Kinos erheblich zurück. Diesen Veränderungen begegneten die Kinobetreiber mit einer Verkleinerung der Sitzplatzkapazitäten und einer Steigerung des Komforts. Parallel dazu erhöhten sich Filmangebot und Vorführstätten. In Salzburg begannen die Betriebsschließungen 1967. Zuerst betroffen waren die Vorstadtkinos, die in der Regel auf eine Zweitauswertung angewiesen waren, und aus denen zumeist Hofer-Filialen werden sollten. 1978 lagen alle Kinos ausser dem Elmo im Zentrum. Mehrere Umbauten machten aus dem Elmo ein »Kino-Center«, so der Euphemismus für die »Schuhschachtelkinos« – mit einem großen und mehreren kleinen Sälen.

Eine Kinoinnovation ganz anderer und viel substantiellerer Art begann am 1. 7. 1978. An diesem Tag gründete der Verein »Salzburger Filmkulturzentrum« im ehemaligen Lifka/Gloria »Das Kino«. Ein von der öffentlichen Hand subventioniertes Programmkino, das den Klassikern, den Arthouse-Filmen und exotischen Randbereichen der Filmkultur ein Forum bietet.