april 2001

gehört

gehört

HAWD GANKSTUH RAPPUHS MC`S WID GHATZ

2 Hype 2 Wype

WordSound/Ixthuluh

Was gibt es nicht alles an schönen Sachen mit denen sich langsam das Hirn aufweichen lässt. Müssen sich auch die drei Rapper FlyBot, Duke, Albino und ihr DJ Brownfinger (dessen Scratches schwer nach Nagelwetzen auf verdreckten Platten klingen) gedacht haben. Denn ihr angeblich in einer Garage aufgenommenes Machwerk könnte auch »Gehirnerweichung Rules!« heißen. Wird hier doch zu verzerrten Break-Beats, revitalisierten Human Beatboxes (jedoch mit Erbrochenem zwischen den Zähnen) und gelegentlicher Billigsdorfer-Kabelbrand-Elektronik ein Exzess aus der HipHop-Rappel-Brabbeln-Sondermüll-Kiste nach dem anderen abgefeiert. Würden Beavis & Butthead in South Park als HipHop-Crew verkleidet über's Kuckucksnest fliegen, der Soundtrack dazu könnte nicht anders ausfallen. Immerhin sangen schon die NDW-Schizo-Elektroniker Der Plan »Gefährliche Clowns stehen am Straßenrand«. Superscheibe!

MELVINS

Electroretard

Man's Ruin/Trost

Nach der letztjährigen Konzept-Trilogie (»The Maggot«, »The Bootlicker«, »The Crybaby«) verweigern sich die Melvins erneut den Erwartungen. Was ganz böse Zungen bei »Electroretard« auch schon mal von Resterlverwertung sprechen lässt. Denn diesmal gibt es neben (auf diversen Singles schon veröffentlichten) Cover-Versionen von The Wipers, Cows und Pink Floyd (»Interstellar Overdrive« in einer sehr »freien« melvinschen »Stoner Rock Meets abstrakte Kraut-Electronica beim gemeinsamen Pilzfressen«-Interpretation) eigentlich »nur« Neueinspielungen bekannter Melvins-Hits (»Gluey Porch Treatments«, »Revolve«, »Lovely Butterfly«, »Tipping The Lion«). Wer den 1997er Sampler »The Singles 1 – 12« mit ebenfalls neu verfleischhackten Melvins-Hadern (noch) kennt, dürfte der aktuellen Resterlverwertung jedoch mit rotglühenden Ohren entgegenfiebern. Zumal jetzt endgültig Streicher (!) und Synthesizer zum fixen Instrumentenpark der Melvins gehören.

Böse Sache das.

MOODYMAN

Forevernevermore

Peacefrog Records/Ixthuluh

Deep House ist eigentlich kein reines Honiglecken. Haben sich die Geschmacksnerven aber einmal darauf eingestellt kann es schnell zum großen Reinemachen unter den hauseigenen House-CDs kommen. Zu den herausragendsten und auch aufreibendsten Erscheinungen der letzten Jahre gehört dabei (neben Theo Parrish) Detroit Moodyman. Seine vertrackte, schlangenhaft mäandernde und immer wieder in Löcher fallende, oder an Bruchstellen die Richtung ändernde Tracks aus Soul, Funk, Disco und vor allem Jazz sind radikale Kurzschließungen von HipHop-Militanz mit ekstatischer Gospel-Spiritualität. Kein Wunder also, dass zwischen abstrakten Mini-Soundschnipsel-Collagen immer wieder in Zungen sprechende Gospel-Prediger ihre Stimme(n) erheben. So klingen Offenbarungen!

VARIOUS ARTISTS

Overcome, Vol. 1 & 2

Trikont/Hoanzl

Sozusagen das ideale Proseminar zu Moodyman in Sachen Gospel, Soul und Politik. Zwei CDs voll mit Trance, Ekstase, Rausch und Hingabe zu Ehren Gottes aus dem vielfältigen Kirchenmusik-Fundus afro-amerikanischer Glaubensgemeinschaften. Hören Sie komplett in Ekstase befindliche Kirchenchöre im Himmelsleiter-Duell mit losfetzenden Hawaii-Gitarren, unglaubliche Gospel-House-Tracks, noch unglaublichere Wanderprediger oder härteste Funk-Grooves von der Kanzel! Ideal für Ostern, aber noch besser zu Pfingsten. Heiliges Feuer!!!

Didi Neidhart

ERNST A. EKKER/VIKTOR FORTIN

Archibalds Abenteuer

(Preiser Records)

Da sind der Grazer Komponist Viktor Fortin und sein inzwischen verstorbener Texter Ernst A. Ekker ein ganz schönes Wagnis eingegangen: An Sergej Prokofjews Meisterwerk »Peter und der Wolf« angelehnt, sollte – mit beinahe identer Instrumentierung – ein musikalisches Erzählwerk für Kinder und Erwachsene entstehen. Nachdem aber heute niemand mehr eine Geschichte hören will, in der ein Kind auf die grüne Wiese tritt, entschieden sich die beiden für eine phantastische Reise in die Zukunft. Auf der Suche nach dem singenden Berg fliegen Archibald und sein automatisierter Begleiter Robowiff zu fernen Planeten und erleben diverse Abenteuer. Wer sich Prokofjew zum Vorbild nimmt, muß sich an ihm auch messen lassen. Die Geschichte von Peter, der den Wolf fängt, besticht neben der musikalischen Erzählweise durch ihren schlichten Erzählfluß. Archibalds Reise hingegen ist kompliziert und die Kleinen können ihr anfangs schwer folgen. Trotzdem ist es wohltuend, dass sich auch heute Komponisten mit anspruchsvoller Musik für Kinder beschäftigen; aber wie gesagt: weniger wäre mehr gewesen. (Ab sechs Jahren).

tom neuhold