april 2001

Thomas Neuhold

KunststudentInnen ohne Heimat

Das Mozarteum haust noch immer in einem Einkaufszentrum –

Der Zwang der Katastrophe hat hin und wieder auch seine guten Seiten. Noch heute erzählen die MitarbeiterInnen der Kunstuniversität Mozarteum stolz, wie kreativ sie waren, als sie im Herbst 1998 fluchtartig ihr Haupthaus am Mirabellplatz verlassen mussten. Davor musste für jeden Bleistift ein Formular ausgefüllt werden, nach dem zum »Sick-Building-Syndrom« heruntergeredeten Giftskandal erhielt sogar der Portier eine Anschlagtafel, um die er fünf Jahre erfolglos angesucht hatte. So weit, so gut. Auch die Provisorien im Einkaufszentrum »ZiB« gefallen StudentInnen wie Lehrenden nicht schlecht. Allerdings es sind Provisorien. »Merkur«, »Libro« und ein Strip-Lokal sind nicht wirklich jene Nachbarn, die sich eine Kunstuni verdient hätte. Dazu kommt noch, dass die Uni jetzt auf zehn Standorte in der Stadt verteilt ist. „Da werden die Wege lang“, klagt Mozarteums-Chef Roland Haas.

Deswegen startete er unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Oktober vorigen Jahres eine Initiative, um die Suche nach einer neuen Heimat für die weltberühmte Uni zu beschleunigen. Den Rest der Geschichte kennen wir aus der Akademiestraße: Einmal im Provisorium immer im Provisorium? Das Land Salzburg und der Bund rührten lange keines der sprichwörtlichen Ohrwaschel für die Kunstuni. Allmählich wurde dann auch der aus der BRD zugereiste Haas (er hatte sich gegen Erhard Busek durchgesetzt, für den die ÖVP im Mozarteum einen Versorgungsposten installieren wollte) unruhig. Das Mozartjahr 2006 rückt in Riesenschritten näher, aber für die nach Mozart benannte Uni und vor allem für die Studentinnen scheint in Salzburg kein Platz zu sein.

Die angehenden KüntlerInnen reagierten nämlich schon entsprechend auf die Raummisere. Langsam beginnt eine Absetzbewegung, berichtet ein Mozarteum-Mitarbeiter dem »kf«. Viele würden aufgrund der untragbaren Raumsituation nach München ausweichen. Ein Trend den auch Haas fürchtet. Immerhin müssen die Studierenden ab Wintersemester 5.000 Schilling Studiengebühren zahlen. Als Gegenleistung dürften sie dann im Einkaufszentrum studieren?

Haas machte Druck, um rasch eine Entscheidung über die Zukunft seines Hauses herbeiführen. Wunschszenario: Das Haus am Mirabellplatz wird generalsaniert und der Hauptteil zieht dort wieder ein. Aber auch der Vorschlag von Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), das Mozarteum - oder Teile davon - mit den neu gebauten Geisteswissenschaften im Nonntaler Uni-Park zusammenzulegen, sei denkbar.

Der Mann aus Stuttgart hatte Erfolg: Landeshauptmann Franz Schausberger und Ministerin Elisabeth Gehrer (beide ÖVP) sagten eine Sanierung des Hauses am Mirabellplatz zu. Ob sie damit wohl bei Karl-Heinz Grasser Gehör finden? Immerhin wird allein die Instandsetzung des Stammhauses auf 400 Millionen Schilling (Minimum) geschätzt. Dazu kommen noch weitere zwei bis dreihundert Millionen für allfällige »Filialen« im Nonntal.