april 2001

Thomas Neuhold
kommentar

Bildungsnotstand

Anläßlich des Amtsantrittes der Rechtsaussen-Regierung hat der Autor dieser Zeilen mehrfach vor der intellektuellen Verödung Österreichs unter blau-schwarz gewarnt. Das hielten damals viele für übertrieben. Ein Jahr nach der rechten Wende sagen viele, „so schlimm haben wir uns es nicht vorgestellt.“ Tatsächlich: Die Art wie ÖVP und FPÖ im sensiblen Bildungsbereich herumfuhrwerken, spottet jeder Beschreibung. Heimliches Motto von Gehrer & Co scheint zu sein, „wäre doch gelacht, wenn es uns nicht gelänge, das Bildungssystem in den Graben zu fahren.“

Beispiel Studiengebühren: Der offene Hochschulzugang ist zwar eingesargt, der fiskalische Effekt – so dieser in Bildungsfragen als Argument überhaupt zulässig ist – geht gegen Null. Seriöse Berechnungen gehen davon aus, dass statt der von FPÖ und ÖVP prognostizierten zwei Milliarden vielleicht 200, bestenfalls 400 Millionen Schilling überbleiben. (Die Kosten für die Administration nicht eingerechnet).

Der Unsinn hat freilich Methode: Der nächste Schlag für die Universitäten heißt »Redimensionierung«. Insbesonders die Standorte Linz und Salzburg könnten nach Überlegungen des Finanzministeriums abgespeckt werden.

ÖVP-Landeshauptmann Franz Schausberger schien lange Zeit bereit, die Verkleinerung der Uni auf ihre Kernbereiche (bleibt dann nur mehr eine Theologie von „Homosexualität-ist-eine-Krankheit“ Launs Gnaden?) mitzutragen. Wie sonst ist es zu erklären, dass Salzburg mit dem neuen Megastadion und dem umstrittenen Museum am Berg zwar zwei »Schausoleen« bekommt, der Neubau der in barackenähnlichen Plattenbauten untergebrachten Geisteswissenschaften hingegen bis heute nicht gesichert ist. Erst der wütende Protest der Uni-Spitze veranlasste Schausberger aktiv zu werden. Aber: Frau Gehrer einige Millionen für einen städtebaulichen Wettbewerb abzuringen, ist noch kein Neubau. Die alles entscheidende Frage, wer zahlt die knappe Milliarde für den längst überfälligen Uni-Park, bleibt unbeantwortet.

Studiengebühren, Vollrechtsfähigkeit, desolate Institutsgebäude..., die kommenden ÖH-Wahlen werden wohl viele dazu nutzen, den regierungsnahen Fraktionen die Rechnung für diesen von ihren Mutterparteien betriebenen Kurs zu präsentieren.