Abenteuer einer Requisiteurin
oder: Wie das Kulturgelände Nonntal mit Hilfe des Salzburger Waffenhandels in Schutt und Asche gelegt wurde
Am 18. und 19. Jänner zeigte die Petersburger Theatergruppe »gruppa ACHE« vor ausverkauftem Haus ihr Stück »Puch i Prach«. Nach ihrer Inszenierung im Toihaus im vorigen Jahr traten Maksim Isaev, Pavel Semtchenko, Jana Tumina abermals an, um mit maximalem Körpereinsatz und bühnenbildnerischen Wahnsinnigkeiten zu beeindrucken. Zu diesem Zweck wurde der Veranstalterin eine kurze Liste mit noch zu besorgenden Requisiten in die Hand gedrückt, die benötigten Teile hatten es allerdings in sich. Bei ihrer Odyssee drang die beauftragte Requisiteurin in Teile des Salzburger Shoppinguniversums vor, die sie noch nie zuvor gesehen hatte: z. B. Spezialtierhandlungen, die Sand für Chinchillas verkaufen. Denn worin diese dekadenten Hamster quasi baden, rieselte dann aus kleinen abenteuerlich montierten Flaschen vom Kopf Pavel Semtchenkos.
Highlight der Liste war allerdings eine Pistole, mit der Jana Tumina im Stück ihre Partner nicht, dafür aber die eigene Handtasche trifft. Unsere Requisiteurin wandte sich an die heimischen Theater, wo man aber so mir nichts dir nichts nicht mit den Waffen rausrückt (nicht ohne bilaterales Friedensabkommen). Da der erstandene Spielzeugrevolver eher hustete als knallte, führte kein Weg mehr am Besuch eines Waffengeschäfts (Dank an Firma Sodia!) vorbei, wo die Requisiteurin anfragte, was das Ausleihen einer Schreckschußpistole kostet: "Für welchen Veranstalter ist es denn?" "Kulturgelände Nonntal." "Ah, dann brauchen’s nichts zahlen." Bis heute grübelt die Schreiberin dieser Zeilen, ob das als Zeichen der Unterstützung des Kulturgeländes oder als das Gegenteil davon verstanden werden sollte. Nach der zweiten Vorstellung und dem vierten Wodka wurde dann auch die adäquate Übersetzung für den Stücktitel gefunden: wörtlich »Staub und Flaum«, bedeutet »Puch i Prach« eigentlich »in Schutt und Asche«. Sprechen Salzburgs Waffenhändler womöglich fließend russisch?
Christa Spatt, Hermine Haidvogel