märz 2001

kurzfehler

kurzfehler

Der Autor Wiglaf Droste, dessen Kolumnen seit Anfang des Jahres auch im Kf zu lesen sind, wurde Ende Jänner vom Landgericht Berlin zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt. Der Grund: Soldaten sind äußerst sensibel und verstehen weder Spaß noch haben sie etwas für Neologismen übrig. Droste hatte in der Taz Feldjäger, die bei der »Sicherung« eines Bundeswehrgelöbnisses Demonstranten niedergeknüppelt hatten, als „Waschbrettköpfe“ und „Kettenhunde“ tituliert. Das missfiel einem Landser derart, dass er den geprüften Polemiker vor den Kadi zitierte. Mit dem Ergebnis, dass Droste Ende September 2000 wegen Bundeswehrbeleidigung zu einer Geldstrafe von 2100 Mark verdonnert wurde. In der Berufungsinstanz setzte das Gericht die Pönale nun für einen Zeitraum von zwei Jahren zur Bewährung aus. Drostes Kommentar: „Zwei Jahre lieb sein“, müsse er jetzt. Eh kloa! -doc-

Skandal genug: Die Mittel für die Filmförderung der Kulturabteilung des Landes sind im heurigen Jahr um über 50% gekürzt worden, statt 6,1 Millionen stehen nur mehr 2,8 Millionen Schilling für die vielfältigen Aufgaben zur Verfügung. Das scheint allerdings immer noch nicht zu reichen: Für eine kommerzielle Filmförderschiene im Schoß des Landeshauptmannes versucht man, diese skandalösen 2,8 Mio nochmals zu beschneiden. Es bleibt Landesrat Raus zu wünschen, den Unterschied zwischen Tourismuswerbung und Kulturagenden ernst zu nehmen, und solche Begierden der Wirtschaft und des Tourismus so barsch wie möglich abzulehnen. -gg-

Alois Haslinger, Senatsrat in der städtischen Kulturabteilung, hat ein ernstes Problem mit seinem Chef, Bürgermeister Heinz Schaden. Dieser hatte Haslinger nämlich unmittelbar nach den Gemeinderatswahlen im März 1999 beauftragt, die Causa Antifa-Denkmal am Bahnhofsvorplatz in Angriff zu nehmen. Wie Schaden damals gegenüber dem »kunstfehler« betonte, strebe er die vom »kunstfehler« vor einigen Jahren ins Spiel gebrachte Denkmalvariante der prominenten Architektin Grete Schütte-Lihotzky an. Peinlich für Schaden als Kulturressortchef ist nicht nur, dass bis Jänner 2001 eigentlich nichts geschehen ist, sondern insbesonders, dass Haslinger in der Vorbereitung der Beschlussfassung etwas ganz Wesentliches übersehen hatte: Das Denkmal der prominenten Architektin steht nämlich schon - allerdings nicht an der Salzach, sondern an der Mur im steirischen Knittelfeld. Jetzt heißt es „Zurück an den Start!“. Schaden hat sich für eine internationale Ausschreibung entschieden. Kolportierter Kostenrahmen für das Denkmal für die Salzburger AntifaschistInnen: Zwei Millionen Schilling. -tom-

Schwarz-Blau in Salzburg: Gemeinsam brachte die FPÖVP im Landtag die »Deklaration für Gerechtigkeit und Gleichbehandlung« zu Fall. In dieser Erklärung, die übrigens von Oberösterreich und Wien schon unterzeichnet wurde, wird die Gleichbehandlung von Lesben, Schwulen und TransGender Personen eingefordert. -jc-

Mit Gerhard Buchleitner hat Salzburg zwar seit Jahren einen sozialdemokratischen Sozial-Ressortchef, nur hilft das niemandem. Salzburg ist mit 4.585 Schilling (Alleinstehende) und 6.785 Schilling (Ehepaare) pro Monat im österreichischen Vergleich immer noch Schlußlicht bei der Sozialhilfe. Und obwohl Salzburg so ziemlich die teuersten Lebenshaltungskosten hat, bekommen nicht einmal Kinder mehr als anderswo. Zum Vergleich: Im Schwarz-Blau regierten Vorarlberg erhält ein Kind monatlich 1.930 Schilling, in Salzburg um über 700 Schilling weniger. -tom-

Finanzminister Grasser war in Salzburg und sagte „Nope“ zur Finanzierung des groß angelegten Stadtteil-Umbau im Nonntal. Dafür läßt der Bund für den Umbau des Kleinen Festspielhauses und zur Sanierung des Großen Festspielhauses rund 163 Millionen Schilling springen. Die anderen Kulturstätten, neben dem Kulturgelände Nonntal sind dies das Stadtkino, das Museum CA, das Künstlerhaus sowie das Landestheater, sollen jedoch von Stadt und Land Salzburg bis zum Jahr 2008 mit insgesamt 839 Millionen Schilling umgebaut werden. Laut Landeshauptmann Schausberger soll dieses Finanzierungskonzept für die betroffenen Salzburger Kulturstätten verbindlich sein. Wann die ersten Spatenumstiche passieren sollten, wissen jedoch selbst erklärte Nostradamus-KennerInnen nicht. Auch was nun mit den Uni-Plattenbauten in der Akademiestraße geschehen soll, entzweit SternenguckerInnen wie Laien. Was vielleicht auch alles eh sein Gutes hat. Jedenfalls dann, wenn davon ausgegangen wird, dass sich die klügsten Köpfe das Denken und das Kunst machen immer schon im täglichen »Survival Of The Fittest« abgerungen und dergestalt auch gestählt haben. Nur Weicheier brauchen Subventionen. -didi-

„I Love A Man In Uniform“, diesen alten Klassiker der britischen Polit-Funker »Gang Of Four« hatte FP-Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer zwar sicherlich nicht im Ohr, als er Anfang Februar für eine verstärkte „repräsentative Präsenz“ des Bundesheeres im Stadtbild plädierte. Mitterdorfers Wunsch: mehr Uniformen würden dem Erscheinungsbild der Mozartstadt supergut stehen. Etwa in Form von Platzkonzerten der Militärmusik mit so richtig schmissiger Marschmusik. So wie anno dazumal halt. Denn: „Die Grundwehrdiener sind im Unterschied zu früher nicht mehr in Uniform anzutreffen.“ Was eine echte Affenschande ist. Auch für die Militärpolizei, die sich daher schon seit Jahren äußerst schwer tut als Zivilisten getarnte Jungmänner von wirklich zivilen Würstelstandkampftrinkern zu unterscheiden. Gespannt dürfte man aber auch auf die Reaktionen all jener Touristen sein, die im Glauben, in einem äußerst sicheren Land Urlaub zu machen, plötzlich an allen Ecken Militär zu Gesicht bekommen würden. Jetzt fehlen nur noch Wachposten vor öffentlichen Toiletten, um Schwule und Sandler „höflich aber bestimmt“ (wie es in den Dienstvorschriften für das uniformierte Wachpersonal so schön heißt) vom Betreten selbiger abzuhalten. Auch wäre so ein Militärmusik-Platzkonzert auf dem Nonntaler Parkplatz sicher ein ideales Mittel, um diversen »Zigeunersippen« mal so richtig ordentlich den Marsch zu blasen. -didi-

Die Trageordnung von Ehrenmedaillen: Wer glaubt, er könne sich eine Verdienstmedaille oder das silberne oder goldene Ehrenzeichen des Landes einfach an den Hut stecken, der irrt. In der aktuellen Gesetzesvorlage der Landesregierung ist auf Punkt und Komma definiert, wie der Ausgezeichnete die Symbole seiner außergewöhnlichen Leistungen zur Schau zu stellen hat. Demnach ist es selbstredend nicht gestattet, etwa den goldenen Ring des Landes samt Salzburger Wappen als Ohrringerl durchs Heldenfleisch zu stechen, geschweige denn mit selbigem Bäuche, Augenbrauen, Nasen oder gar Anrüchigeres zu verzieren. Besonders letztgenannte Körperteile wären, selbst wenn sie echten Leistungsträgern gehören und mit Staatswappen gepierced sind, bei öffentlichen Anlässen nicht wirklich präsentabel. -cl-

Der kf gratuliert Franz Spitzauer zur Pragmatisierung. Spitzauer, dessen ideologische Standfestigkeit anhand seiner Beiträge in der vom deutschen Verfassungsschutz als rechtsextrem qualifizierten „Jungen Freiheit“ im kf (Mai 2000) dokumentiert worden war, stand zwar gar nicht auf der Vorschlagsliste , aber wen kümmern schon kleine Ungereimtheiten? -doc-

Radio voices without frontiers. Eine weltweite Live-Sendung planen die Freien Radios am 21. März, dem internationalen Tag gegen Rassismus. In Salzburg werden die Beiträge ab 20 Uhr auf der Radiofabrik, Frequenz 94.00, zu hören sein. TrägerInnen dieses Projekts sind die AMARC (association mondiale radiodiffuseurs communicautaires) und Freie Radios in Nord- und Südamerika sowie Afrika und Europa. Über Satellit und Internet wird ein Netz gegen Rassismus geknüpft, und die Freien Radios werden 24 Stunden lang ihr Programm austauschen. Zu erwarten ist ein vielsprachiges Programm, das Strategien gegen Rassismus aufzeigen soll. Das Freie Radio Salzburg, die Radiofabrik, übernimmt dieses Jahr die Koordination für die Schweiz und Österreich. -kn-