jänner-februar 2001

Doc Holliday
zu gast

Die Kleine ARGE: Keine Angst vor grossen Tieren

Ein Kindertheater von und mit Peter Ketturkat

Bisweilen sind wir Journalisten nichts anderes als blosse Erfüllungsgehilfen. In besonders krassen Fällen nennt sich das esoterisch-versponnen auch »Medium«. Man wird von »fremden Mächten« in Besitz genommen und muss zu Papier bringen was Anderen im Kopf herumgeistert. Ein solcher Fall ereignete sich am 10. 12. 2000. Unsere extra aus Lehen eingeflogene Sonderkorrespondentin Mona K. benutzte mich zur Niederschrift ihres Erlebnisberichts.

Die »Kleine ARGE« ruft und ich habe es gehört. Dass die Bar Sonntag nachmittag offen hat, finde ich voll klasse. Obwohl die hier mein Lieblingsgetränk »Dreh und Trink« nicht führen, eine Stärkung kann nicht schaden. Dann aber nix wie rein in den Saal. Der riecht noch lecker nach den Tschik vom Fest von vor zwei Tagen. Da brauche ich irgendwann in der Zukunft erst eine Woche später mit dem Rauchen anfangen und spare mir so einen Haufen Geld. Mein Sitzplatz liegt sehr günstig. Erste Reihe fussfrei und keiner dieser viel zu gross gewachsenen Anstandswauwaus verstellt mir die Sicht. Los geht es! Ein lustiger Herr tritt vor die Bühne und schnallt sich ein komisches Musikinstrument vor den Mund. Fotzhobel sagt mein Medium dazu. Egal, Hauptsache die Geräusche, die er damit erzeugt, bringen mich in Verzückung. Dann verschwindet der gute Mann hinter der Bühne, auf der dann allerlei Figuren auftauchen, die Schabernack treiben, sich verfolgen und herumpurzeln. Genau wie im richtigen Kinderleben.

Das Beste aber ist: Diese »Puppen« sind aus Geräten gebastelt, die ich von daheim kenne. Nützliche Dinge wie Flaschenöffner, Klopapierhalter samt Rolle und Papier, Kartoffelpressen, Geschirrtücher, Löffel, Gabeln, Brausekopf, Hosenträgerteile und ähnliches mehr. Daraus wurden Tiere: Hunde, Krokodile (endlich wieder ein Theaterstück mit diesen voll lieben Panzerechsen), Mäuse...Das vor Begeisterung johlende Publikum darf dann erraten, um was es sich gehandelt hat. Und im Falle einer Verfolgungsjagd ganz kasperltheatermässig durch lautes Gekreische die kleinen Putzi-Tierchen warnen. Heissa-juche - welch eine Aufregung. Das erzeugt einen ordentlichen Lärm. Voll laut. Mein Medium hat nur noch geseufzt und gemeint, dass er daheim unbedingt die Motörhead auflegen muss - zum Austarieren, denn nur auf einem Ohr schlecht hören ist auch sinnlos. Und am Ende kommt der lustige Herr und seine Begleiterin noch vor die Bühne und hat uns alle seine Apparaturen gezeigt und erklärt. Bloss schade, dass ich beim Basteln nicht dabeisein konnte. Das war ein gelungener Nachmittag. Gute Stimmung. Suspense. Artisten, Tiere, Attraktionen. Keine Frage, ich komm wieder. Und zwar gleich morgen mit meinen KindergartenfreundInnen. DocHolliday