jänner-februar 2001

Thomas Randisek
gelinkt

Agnes? Agnes!

Einblicke in die Welt der »Oberen Zehntausend«

Peter Weiermair, ehemaliger Leiter des Rupertinum, hat die Salzburger offensichtlich intellektuell, politisch und in seinen künstlerischen Ansichten überfordert. Diese schwere Zeit ist nun – schwarz-rot sei Dank – vorbei.

Agnes Husslein heisst die neue Leiterin, und »gelinkt« versucht eine Annäherung über eine Suchmaschine:

Schon nach 0,45 Sekunden zeigt www.google.com 46 Resultate und enttäuscht all jene, die grundlegend kulturpolitische Positionen oder gar kunsttheoretische Aufsätze zu finden hofften. Viele bunte Bilder und eitle Selbstdarstellungen sind das Ergebnis. Denn wenn es auch an vielem mangeln könnte, das zum Job einer Leiterin zweier Museen gehört, sicher nicht an Selbstbewusstsein und sozialem Kapital: „Als Repräsentantin war ich die erste, die österreichische Kunst wirklich internationalisierte“ meint die ehemalige Kunstverscherblerin etwa forsch im »who is who«-Interview eines gewissen D. Unrath. („Die Who is Who-Werke ermöglichen den direkten Zugang zu exklusiven persönlichen Informationen über die Oberen Zehntausend“).

Und wer sich selbst zu den oberen Zehntausend zählt, hält auch mit seinen politischen Kontakten nicht zurück. Kandidatur für die ÖVP, in unzähligen Vorständen von Charityorganisationen und exklusiven Zirkeln, aber auch eine Brückenbauerin: „Döblinger Regimentstochter für den rechten Riecher zur rechten Zeit, den sie bewiesen hat, als sie bereits vor den Wahlen eine grosse Party für Thomas Prinzhorn ausgerichtet hat.“ - so das Widerstandsblatt »elektrofrühstück« zwar präzise, aber etwas uncharmant.

Nichts erfährt der Interessierte über ihre Programmatik, einzig das süsse Societygelaber („Lieblingsschriftsteller: mehrere“) wird breitgetreten. Kurzum, die Recherchergebnisse auf www.google.com waren es offensichtlich nicht, die Landeshauptmann Schausberger und seinen roter Kompagnon Othmar Raus (über dessen Beweggründe noch spekuliert werden darf) zur Bestellung Hussleins drängten.

Die neue Leitung des »Rupertinum« wie des »Museum der Moderne« bietet aber durchaus auch Chancen. Etwa die für Agnes Husslein, sich wieder etwas hochzuarbeiten in der Liste der 1000 wichtigsten ÖsterreicherInnen, wo sie 2000 von Platz 239 auf Platz 571 abgestürzt war. Und für den Rest: Zumindest die Lodenfraktion stellt schon mal den Schampus kalt und wartet auf das Team der »Seitenblicke«.